Songs, die mich mit meinen Kindern verbinden

Thomas, Janni und Lempi haben gefragt, ich habe geantwortet: „Zwei Songs, die mich mit meinen Kindern verbinden? Alle und keiner!“ Mein Gastbeitrag, der zuerst auf IchbindeinVater.de erschienen ist.

Wohnzimmerdeko zum Zerbrechen: Das sind zum Großteil die Schallplatten meiner Frau. Meine CD-Sammlung wurde vor Jahren auf den Dachboden der Schwiegereltern abgeschoben. Nicht nur wegen der Kinder.
Wohnzimmerdeko zum Zerbrechen: Das sind zum Großteil Schallplatten meiner Frau. Meine CD-Sammlung wurde vor Jahren auf den Dachboden der Schwiegereltern abgeschoben. Nicht nur wegen der Kinder.

Ein in meiner sehr kleinen Community verbreiteter Irrglaube ist der, dass unsere Kinder musikalisch spitzenmäßig früherzogen sind, nur weil ich mich beruflich mit Popmusik beschäftige. Das glauben offenbar auch Janni und Thomas von IchBinDeinVater.de. Zu Beginn ihrer neuen Podcastfolge „Familienurlaub mit Musik“ bitten die zwei Kölsche Vögel mich in warmen Worten, einen Kurztext über Lieder, die mich mit meinen Kindern verbinden, für ihren Blog zu schreiben. Gut, der olle Janni relativiert, dass ich mich mit Musik wahrscheinlich zwar auskenne, aber keinen Geschmack hätte. Ich würde übrigens das Gegenteil behaupten, aber beides lassen wir jetzt mal so dahingestellt. Fakt ist: Unsere zwei Jungs (5 und 3) interessieren sich einen feuchten Fuzzi für „richtige“ Musik. Wir hören dafür andere.

An den ersten Song, den unser heute fünfjähriger Sohn in seinem kleinen Leben hörte, kann ich mich genau erinnern: Es war „Caught In The Briars” von Iron & Wine. Dessen Platte GHOST ON GHOST kam ein paar Monate vor Kid A, wie wir ihn online nennen, raus. Ich hatte sie auf mein Smartphone geladen und einen oder zwei Tage nach der stressigen Geburt im Krankenhauszimmer angespielt, während wir uns kennenlernten. Der beschwingte Folksound mit Bläsern, Akustikgitarre und einer hellen Stimme, die Zeilen wie „free as a morning bird, fragile as China“ und „where all of the naked boys lay down beside her“ singt, passte ideal in den Moment: Er klingt optimistisch, lebensfroh, nahezu entspannend. Wenn ich gewusst hätte, was in den nächsten Monaten und Jahren noch auf uns zukommen würde, ich hätte gleich Slayer angemacht! Was dieses kleine neue Wesen von den Liedern hielt, kann ich bis heute nicht sagen – schreiend abgewendet hat es sich jedenfalls nicht.

Diese Reaktion auf Musikempfehlungen meinerseits hat Kid A sich im Grunde beibehalten: Als im Autoradio neulich etwa der neue Song „Hey Ma“ von meinem Lieblingskünstler Justin Vernon aka Bon Iver lief, erklärte ich ihm die Schönheit an dieser Musik und dieser Stimme und wiederholte den Namen. „Bon Iver heißt so viel wie schöner Winter“, sagte ich noch, um ihn bei der Stange zu halten. Er sprach es einmal nach, nickte und versank wieder in sein Bilderbuch.

Wenn der Racker zuhause die Wahl zwischen Hörspielen und Musik-CDs hat, würde er immer die Geschichten wählen. Manchmal lassen wir ihm keine Wahl und schicken die zerkratzten Hörspiele und meine alten Kassetten (Alf! Der kleine Vampir! Ampelmännchen!) in den „Urlaub“. Und plötzlich hört der Arme sich zwar noch immer nicht Deine Freunde, einen „Unter meinem Bett“-Sampler oder Mamas Schallplatten von The Smiths an, aber eben doch wieder diese eine, wirklich schöne Lieder-CD von „Der kleine Drache Kokosnuss“, die wir schon mit ihm hörten, als er 2 war und für uns mit zur Familie gehört.

Es gibt aber auch Musik, auf die sich Kid A und sein kleiner Bruder Kid B einigen können: Beide sind, wie gefühlt fast jedes Kind in ihrem Alter, große Fans von Serien wie „Paw Patrol“, „PJ Masks“, „Superwings“, „Feuerwehrman Sam“ und neuerdings leider auch „Dinotrux“ und diesem verdammten „Ninjago“. Deren und einige andere Titellieder können beide auswendig mitsingen, was im Falle von Kid Bs Pyjamahelden-Faible noch zu lustigen Aussprachen führt: Greg wird bei ihm zu „Decko“ anstatt zu „Gecko“, Connor wird zu „Keptboy“ anstatt zu „Catboy“. Diese Musiken machen ihnen Spaß und deshalb auch uns, und die Hoffnung auf zunehmende Kultivierung aus elterlicher Sicht muss man deshalb ja nicht aufgeben: „Duck Tales, uuh uuuuh uuhh“ summt Kid A auch schon länger vor sich her. Netflix, Kassetten und CDs sind bei uns der wärmende Ofen des Zusammenhalts unserer Familie, der früher und bei anderen mal der Fernseher war. Aber hey: Eines Tages werde ich für meine Kinder auch meine in Umzugskisten verstaute Plattensammlung vom Dachboden der Schwiegereltern holen. Wenn sie Alben von Kanye West, Pearl Jam und Alkaline Trio mal zu schätzen wissen – oder über ihren alten Vadder müde lächeln.

https://www.instagram.com/p/BvZBzkmnXLa/

Welche Songs Janni, Thomas und Lempi mit ihren Kindern verbinden, könnt Ihr auf IchbinDeinVater.de nachlesen.

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