Kiezväter (#22): Joost mit Joris

Was Väter durch den Kiez treibt. Heute: Joost mir Joris in einem großen Einkaufshaus am Neuköllner Hermannplatz.

Unten gibt es eine Kleintierhandlung, oben Essen, Trinken, eine Rutsche und eine Wickelecke: Auch Joost und Joris finden, dass man sich im Karstadt am Neuköllner Hermannplatz ein paar Minuten aufwärmen kann.
Unten gibt es eine Kleintierhandlung, oben Essen, Trinken, eine Rutsche und eine Wickelecke: Auch Joost und Joris finden, dass man sich im Karstadt am Neuköllner Hermannplatz ein paar Minuten aufwärmen kann.

Das da oben sind Joost und Joris. Joost ist 31, kommt ursprünglich aus Holland, arbeitet bei einer Zertifizierungsstelle als Auditor – er prüft Managementsysteme – und lebt mit Freundin und dem anderthalb Jahre jungen Joris in Köln. In Berlin sind sie zu Besuch, weil die Familie von Joris‘ Mama und Freunde hier wohnen. Wir treffen die kleine Familie an den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester 2015 an einem Ort in Neukölln, an den es Stadtbesucher sonst eher selten verschlagen dürfte.

Was bitte treibt Euch in die Restaurantetage von Karstadt, Joost?

Zurzeit haben fast alle Museen geschlossen, die Domäne Dahlem auch. Also dachten wir: Auf zu Karstadt. Unten in der Zoohandlung kann man immerhin Tiere angucken.

Elterncafés hier in der Gegend kennt Ihr keine?

Doch, aber die haben auch geschlossen!

Gibt es in Köln viele Elterncafés oder andere Möglichkeiten, mit Kindern bei schlechtem Wetter Zeit zu verbringen?

Ein paar Cafés gibt es schon. Manche sind nett, andere eher laut und ungemütlich.

Im Sommer geht man mit Kindern ab einem bestimmten Alter ja auch lieber auf die Spielplätze.

Jetzt, im Winter, gehen wir auch dorthin. Oder in Parks. Solange es nicht dunkel wird.

Geht Joris schon in den Kindergarten?

Nein, noch geht er zu einer Tagesmutter.

Reisen mit Kind gestaltet sich mitunter schwierig. Wie seid Ihr von Köln hergekommen?

Mit dem ICE, das ist kein Problem im Kinderabteil! Alleine spielen, schlafen, mit anderen Kindern spielen: Reisen klappt wirklich gut mit der Bahn, weil man für nichts anhalten muss.

Hast Du Elternzeit schon genommen oder planst Du es noch?

Habe ich schon. Zwei Monate, weil ich damals gerade mit dem Job angefangen hatte. In den ersten sechs Monaten wollte ich nicht gleich Elternzeit nehmen.

Das hat sich so bewährt für Euch? Würdet Ihr es bei einem zweiten Kind genauso machen?

Ja, sicher. Ob etwas länger, kürzer oder in anderer Reihenfolge, das müssten wir dann einfach praktisch sehen.

Deine Freundin war „klassisch“ ein Jahr raus?

Nein, sie bin nach einem halben Jahr wieder arbeiten gegangen. Sie ist Landschaftsplanerin. Dank Betreuungsrecht fanden wir überhaupt erst Tagesmutter, in Köln gibt es nämlich für unter Dreijährige eh so gut wie keine Kindergartenplätze. Das scheint mir in Berlin etwas besser zu funktionieren.

Erinnerst du Dich noch an Deine größten Sorgen und Ängste vor Vaterwerden, und haben die sich bestätigt oder eben nicht?

Dass das Leben sich sehr doll einschränken würde, dachte ich. Das hat es aber eigentlich nicht getan: Wir nehmen Joris oft mit und er schläft abends manchmal bei Freunden, das geht. Das Schlimmste ist, dass man morgens nicht ausschlafen kann. Einen Babysitter für abends findet man, aber nicht für den nächsten Morgen. Jetzt, im Urlaub, schläft er ein bisschen länger, weil er abends auch später ins Bett geht.

Eine Rechnung, die bei uns lange Zeit nicht aufgegangen ist. Was vermisst Du insgeheim? Was konntest Du nur ohne Kind machen, mit nicht mehr?

Na all die Sachen, die bis spät in die Nacht oder früh morgens dauern und dass man danach einfach schlafen kann. Spontane Theater- oder Kinobesuche klappen auch nicht mehr. Alles muss man planen.

Habt Ihr Familie in Köln?

Meine Familie wohnt in den Niederlanden, die meiner Freundin komplett in Berlin. In Köln helfen Freunde und die Babysitterin. Damit haben wir früh, nach ein paar Monaten schon, angefangen und es aufgebaut. Das klappt deshalb.

Ist irgendwas für Dich als Vater ganz anders gekommen als Du dachtest? Besser oder schlechter?

Ich konnte mir vor der Elternschaft kaum eine Vorstellung davon machen, wie es wirklich werden würde. Die Sache mit den Hormonen ist schon verrückt: Wenn man so ein Baby objektiv betrachtet, kann man die ersten Monate nichts damit anfangen. Du kannst nicht mit ihm lachen oder spielen, da kommt nichts zurück. Und trotzdem liebst Du es! Jetzt ist es anders. Alle sagen es wird ganz toll. Das wird es auch, aber nicht so wie erwartet.

Was war zuletzt ein besonders toller Moment für Dich Vater? Und welcher war richtig scheiße?

Es ändert sich alles so schnell. Aber im Moment ist zum Beispiel lustig, wenn Joris Wörter wiederholt, die er gar nicht wiederholen sollte.

Zum Beispiel?

Wenn du mit jemand anderem redest oder telefonierst, wiederholt er manchmal willkürlich Wörter. Das ist schon niedlich. Was scheiße ist: Seine Eckzähne kommen jetzt durch. Deshalb hatte er schon Fieber, erst nicht so schlimm. Heute Nacht hatte er Hunger nach dem Fieber, weil er vorher wenig aß, und somit schläft man selber sehr viel weniger als man wollte.

Schlaf, eines der größten Probleme. Für Kinder und ihre Eltern.

Sonst ist Joris aber ein einfaches Kind, wir können und wollen uns da gar nicht beschweren.

Ein zweites Kind wäre also denkbar?

Ja, sicher. Praktisch vielleicht auch schon…

Ach, verstehe! Glückwunsch!

Im Juni ist es soweit. Was es wird, wissen wir noch nicht.

Was macht Ihr in Berlin mit Kind besonders gerne, wenn Ihr nicht gerade am Hermannplatz strandet?

Wir waren im Streichelzoo, das fand er toll. Den großen Zoo auch. Wir waren zudem im Aquarium, das ist groß und ebenso toll. Sachen mit Tieren gehen immer.

Ein „Sea Life“ gibt es hier auch, soll abee nicht so dolle sein.

Nein, das glaube ich auch nicht. Gut am Aquarium ist auch, dass Du im Vergleich zum Zoo auch noch im Dunkeln hinkannst!

Wie lange bleibt Ihr noch in Berlin?

Wir reisten Sonntag vor Weihnachten an, morgen, am 29. Dezember, fahren wir zurück. Silvester feiern wir also in Köln.

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