6 Fragen an Simon Hooper, den @Father_Of_Daughters auf Instagram

Zwischen Fanboytum und berechtigter Kritik: Über meinen Takeover beim ELTERN-Magazin sowie die Widersprüche des @Father_Of_Daughters Simon Hooper und mir.

Screenshot des Accounts von @father_of_daughters auf Instagram

Niemand ist frei von Widersprüchen. Ich etwa mag einerseits keine Influencer, die ihre Kinder in die Kamera halten und damit Geld verdienen. Andererseits war ich bislang Fanboy vom @father_of_daughters, der exakt das – auf sehr lustige, souveräne, erfrischende und scheinbar verantwortungsvolle, mindestens aber erfolgreiche Art und Weise – tut. Der Brite, der mit bürgerlichem Namen Simon Hooper heißt, ist, wie sein Insta-Handle verrät, Vater von vier Töchtern. Die jüngsten zwei sind Zwillinge, alle sind sie bildhübsch und bezaubernd, ihre Eltern stehen ihnen da kaum nach. Eine perfekte Instafamilie, könnte man meinen, zumal der Charme von Simons Account gerade daher weht, dass er eben nicht nur shiny happy people ins rechte Licht setzt, sondern auch den alltäglichen Stress, der mit der Vereinbarkeit von Arbeit, Familie und Social-Media-Fast-Vollzeit-Hobby so einhergeht. Auch mit zum Beispiel seiner Vasektomie ging er offen, unterhaltsam und aufklärerisch um.

https://www.instagram.com/p/CAI9ysnDz3n/

Simon folgen aktuell fast eine Million User*innen auf Instagram, er ist damit einer der einflussreichsten Insta-Väter weltweit. 2018 erschien sein Buch „Always Outnumbered – Tales Of Our Family Life“. Seinen Account eröffnete er im März 2016 im Schatten des erfolgreichen Accounts seiner Frau Clemmie Hooper. Clemmie ist Hebamme, bei der „Mother Of Daughters“ ging es entsprechend nicht nur um ihre eigene Familie, sondern auch um ihren Job, andere Mütter und Frauen, Body Positivity, Mode und Schmuck, zum Beispiel. Sie betrieb auch einen Podcast, einen Blog und ist Bestseller-Autorin. Simon überholte sie eines Tages in puncto Insta-Reichweite, entsprechend nahmen auch seine Sponsored Posts zu, in denen er – oft mithilfe und unter Zurschaustellung seiner Kinder – unter anderem Staubsauger, Möbel, Airlines und Familienfestivals bewirbt. Ich nahm das nicht nur hin, weil ich seine Art und seinen Humor so schätzte. Nein, ich schickte ihm sogar Fragen, die er mir per Videonachricht beantwortete und stellte ihn damit – in den Storys und neben anderen Vätern – bei meinem zweiten Takeover des Instagram-Accounts vom ELTERN-Magazin im März 2020 den dortigen Follower*innen vor, die ihn warum auch immer noch nicht kannten.

Dieses umgesetzte Vorhaben gestaltete sich aus zwei Gründen als unglücklich: Erstens fand mein Takeover am Wochenende des Weltfrauentages statt und entsprechend auch an einem Tag, an dem explizit Frauen Raum und Stimmen gegeben werden sollte, nicht Männern. Ich sah das damals anders, weil zumindest auf dem Account des ELTERN-Magazins ja sonst fast ausschließlich Mütter zu Wort kommen und zu Themen wie Erziehung, Vereinbarkeit, Gleichberechtigung und Mental Load auch die Vätersicht gehört werden sollte und muss, wie ich fand und finde. Den Gegenstandpunkt kann ich, bezogen auf jenes Wochenende, nach einigen Kommentaren, Diskussionen, Chats und eigenem Nachdenken und Hinterfragen mittlerweile aber besser nachvollziehen.

Hier mein erster von elf Takeover-Posts beim ELTERN-Magazin Anfang März 2020, von dort aus könnt Ihr über die Instagram-App hochscrollen:

https://www.instagram.com/p/B9Ye1AJILQA/

Zweitens genießt Simon Hooper gerade in seiner englischen Heimat offenbar nicht überall den Ruf, der Frauenversteher zu sein, als der er sich gerne ausgibt und gewiss auch ist. Ich bekam die ein oder andere aufgeregt getippte Nachricht von Absender*innen, die mich sinngemäß fragten, wie ich es denn – wenn ich schon meinen Takeover nicht abgelehnt habe – wagen könne, ausgerechnet am Weltfrauentag nicht nur einem weiteren Mann das Wort zu erteilen, sondern auch noch einem, der für Geld die Frauen seiner eigenen Familie quasi verkaufe, ihnen jedes Recht auf Privatsphäre nehme und on top seine Reichweite an eben jenem Wochenende nicht für feministische Themen nutze, sondern für Werbung für einen britischen Versicherungsanbieter, der angeblich auch nichts für mehr Chancengleichheit unter seinen Arbeitnehmer*innen tue (how should I have known that?). Uff. First point taken. Hatte ich meine Hausaufgaben nicht gemacht und mich durch mein Fanboy-Dasein blenden lassen? Nein, aber ich hätte noch sensibler sein können. Und ich habe, wie wir alle, besonders weiße cis-Männer, noch sehr viel zu lernen. Check your privilege und so.

Drittens, wenngleich eine Randnotiz für diesen Text hier: Ich hatte meine Hausaufgaben an einer Stelle wirklich nicht gemacht. Dass seine Frau Clemmie ihren – bis zuletzt sehr erfolgreichen – Instagram-Account schon Monate vorher gelöscht hatte, erfuhr ich erst am Vorabend des Weltfrauentags durch zufälliges Rumgooglen. Warum sie das tat? Irgendein*e Hobbydetektiv*in fand heraus, dass Clemmie sich einen Fakeaccount zugelegt hatte, mit dem sie wohl nicht wenig Zeit darauf verschwand, andere Instagrammerinnen in den Kommentaren zu diskreditieren und zu beleidigen. Neben naheliegenden moralischen Bedenken und der Verwunderung darüber, wo eine so sympathisch und aufrichtig wirkende Frau solche Abgründchen verbirgt, fragte ich mich vor allem, wie zur Hölle sie neben vier Kindern, ihrer Arbeit als Hebamme, ihrem mit Simon ebenfalls auf Instagram geteilten Interior-Faible und der Betreuung ihres eigentlichen Accounts überhaupt noch auch Zeit für dieses dunkle Hobby fand. Aber gut, Simon bezog öffentlich Stellung, er habe von nichts gewusst, hieße ihre Aktion nicht gut, sei sauer und traurig, distanziere sich davon und wisse nicht, woher das gekommen sei. Dann ging sein Account weiter im Takt, als wäre fast nichts gewesen – und ich erwische mich gerade dabei, wie ich einen Absatz lang über Insta-Elternbubble-Tabloid-Gossip geschrieben habe. Lasst mich halt!

Warum ich von all dem erzähle? Gewiss nicht um jemanden zu diskreditieren, der mir Antworten auf ein paar Fragen geschickt hat. Nein: Dieser Text begann mit der Behauptung, dass niemand frei von Widersprüchen sei. Und das gilt neben jeder und jedem von uns natürlich auch für Simon Hooper und mich. So wie er kein grundsätzlich schlechter Mensch ist, weil er – hoffentlich immer in Absprache mit seiner Familie – Dinge tut, die andere nicht tun würden, kann ich an ihm ja auch das eine uncool und das andere cool finden. Und cool waren definitiv seine (völlig unabhängig vom Weltfrauentag) gegebenen Video-Antworten. Fast 15 Sekunden pro Take, ganz Instaprofi, auf den Punkt und ohne Blabla, nachzusehen bald in den „Andere Väter“-Story-Highlights auf meinem Instagram-Account @newkidandtheblog neben den Antworten von zum Beispiel Vaterwelten und Claras Dad – sowie hier und jetzt auf newkidandtheblog.de.

6 Fragen an Simon Hooper, den @Father_Of_Daughters auf Instagram

Lieber Simon, wer bist Du und warum bist Du auf Instagram?

Was ist das Beste am Vatersein? Was das Schlechteste?

Als erfahrener vierfacher Vater, welchen Tipp würdest Du werdenden Vätern geben?

Welchen Ratschlag hättest Du selbst gerne gekriegt?

Was ist das Beste an Instagram? Was das Schlechteste?

Wenn Du nur noch einem einzigen Account folgen könntest, welcher wäre das?

Danke, Simon!

P.S.: Wem die Fragen zu unkritisch waren: Erstens ging es um eine Kurzvorstellung, jeder Vater kriegte von mir die selben Fragen gestellt. Zweitens schickte ich Simon Monate zuvor für mein Blog diverse andere, konkretere Fragen, die er mir zu beantworten versprach, es trotz ursprünglicher Zusagen leider nie schaffte, sich dafür entschuldigte und vielleicht auch deshalb (und mutmaßlich wegen der unverhältnismäßig höheren Reichweite) beim ELTERN-Takeover mitmachte.

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