Ausschlafen, nur auf die eigenen Bedürfnisse (und die des Partners) achten, Bingewatchen – what’s not to like? Über die Vorteile eines Wochenendes ohne Kinder (auch abseits von Corona) und die Verständnislosigkeit, wie irgendwelche Eltern dies jemals anders sehen könnten.
Als die „Luna mum“-Redaktion mich* um diesen Text hier bat, verstand ich schon die Frage nicht: Sie bräuchten wen, der sich als Elternteil für ein kinderfreies Wochenende ausspricht. Aber was zur Hölle spricht überhaupt dagegen?
Es gibt keinen Grund dafür, sich als Mutter und/oder
Vater nicht sämtliche der kargen Auszeiten, die sich einem so bieten,
anzunehmen. Klar, wer unter der Woche viel arbeitet und den Nachwuchs im
Kindergarten betreut weiß, will und sollte vielleicht den Samstag und Sonntag
für familiäre Quality Time nutzen. Aber wir sprechen ja nicht davon, die
Kleinen von Freitagabend bis Montagfrüh in ein Wochenend-Internat zu stecken.
Wenn die Großeltern sich also als Baby-Kindersitter für zwei Tage und
ein bis zwei Nächte oder länger anbieten, hadert nicht: Werft ihnen ihre Enkel
rüber und rennt, so schnell Ihr könnt!
Die Vorteile eines kinderlosen Wochenendes liegen auf der Hand: Alltag mit kleinen Kindern bedeutet neben wenig Schlaf und bei aller Liebe mehr Stress als Spaß (meine Meinung). Dieser Stress baut sich nicht von selbst ab. Jeder Mensch braucht Zeit für sich, und da rede ich nicht mal von Selbstverwirklichung. Manchmal entspann es schon, endlich mal die Schlafzimmerlampe aufzuhängen oder den Kleiderschrank auszumisten, ohne drölfmal unterbrochen und von der Seite angequatscht zu werden. Lasst Euch von Hochglanz-Instagram-Accounts nicht vormachen, dass Ihr schlechte Eltern seid, wenn Ihr mal keinen Bock auf Backen, Basteleien, gesundes Kochen und Spielplatz habt, sondern auf Fast Food, Schlaf, entspanntes Shopping, Videospiele daddeln und Bingewatching zur Mittagszeit. Das tut Euch gut und deshalb auch Euren Kindern. Von dauergestressten Eltern haben die nichts. Von betüddelnden Großeltern, Freunden oder Verwandten sehr wohl. Indes: Mein aufrichtiges und gänzlich ironiefrei gemeintes Mitleid gilt all den Eltern, die keine Großeltern oder Vergleichsbares in griffbereiter Nähe haben. Von Alleinerziehenden ganz zu schweigen.
Für alle gleichsam dürfte derweil gelten, was ich einst auf Twitter schrieb:
*im Januar 2020 und damit vor Ausbruch der Coronakrise
Dieser Kommentar erschien im „Luna mum“-Magazin Februar/März 2020.