8 schockierende Wahrheiten über Christian Hanne, die Ihr kennen solltet (bevor Ihr sein Buch lest)

Charakterschwein! Reibachmacher! Evers-Imitator! Populist! Ihr wollt gerne Christian Hannes Buch „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ lesen? Weil Ihr schon dessen Blog „Familienbetrieb“ so lustig findet? Sagt nicht, wir hätten Euch nicht gewarnt!

Der menschgewordene Ironiemodus: Christian Hanne aka @familienbetrieb (Foto: Seitenstraßen Verlag)
Der menschgewordene Ironiemodus: Christian Hanne aka @familienbetrieb (Foto: Seitenstraßen Verlag)

Potzblitz: Christian Hanne hat ein Buch geschrieben. Das wäre nichts allzu Ungewöhnliches – würde man den 41-jährigen Wahl-Berliner nicht zuerst als Twitterer kennen, dem drölfmal 140 Zeichen am Tag scheinbar ausreichen um sich und die Familienidyllen dieses Landes zu dekonstruieren und zu unterhalten. Für längere Anekdoten – und für die von ihm wöchentlich gesammelten Familientweets – unterhält Hanne ein Blog namens „Familienbetrieb“. Dort schreibt er laut eigener Angabe „satirische Geschichten aus unserem kleinen, sympathischen Familienbetrieb“ auf. Und genau diese hat der stets pragmatisch denkende Vater zweier Kinder nun zwischen zwei Buchhälften pressen lassen. Was natürlich nur die halbe Wahrheit ist: Hanne und sein Verlag versichern, dass es ganz viele neue Geschichten und Anekdoten gebe, lediglich ein paar Bloggeschichten aus den frühen Jahren seien überarbeitet und erweitert worden. Als halbwegs regelmäßiger Leser von Hannes – Ha Ha, Hannes! – digitalem Output glaube ich dies bestätigen zu können. Wieviel Sie aber von den Geschichten glauben sollen und wollen, müssen Sie selbst entscheiden. Als Leserservice ordne ich den Autor und sein Werk mithilfe der folgenden acht Maßregelungen Punkte für Sie ein. Falls Sie sich wie so viele andere Blogger, Leserinnen und Leser da draußen dennoch von diesem Schmierenkomödianten um den Finger wickeln lassen: Es sage bitte keiner, ich hätte ihn oder sie nicht ausdrücklich gewarnt vor diesem Stück Groschenliteratur namens „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“!

1. Hanne hat ein grausam gutes Gedächtnis

Das Blog gibt es seit 2014, früheste Geschichten darin datieren bis auf fragmentarische Ausnahmen bis 2011 zurück. Hannes Kinder sind aber schon 13 und 10 Jahre alt, und wenn der Autor in seinem Erstwerk sehr detailgenau die Umstände der Zeugung, der Schwangerschaftstestanwendung und der Geburt beschreibt, dann trägt er entweder ein minutiöses Notizbuch, ein Elefantenhirn oder – Überraschung – eine blühende Fantasie mit sich herum.

2. Sein literarisches Vorbild ist Horst Evers

Das hat Hanne zwar nicht gesagt, aber man merkt es jeder Zeile seines Buches an. Wie Evers lässt Hanne das unnötige Personalpronomen „ich“ regelmäßig aus, wie bei Evers lauert oder kauert hinter jedem dritten Satz eine Pointe. Und wie bei Evers ist die Trefferquote höher, als erwartet. Bitte stellt Euch während der Lektüre des Judith-Buches einmal vor, wie Evers diese Zeilen laut liest. Funktioniert wirklich!

3. Hanne sagt, was er denkt

Auf der Hochzeit seines Bruders zieht er über das Kleid von Tante Uschi her. Fragen anderer Kinder nach eigenen Kindern oder der Möglichkeit einer Ehe watscht er mit Kuchen ab. Im Drogeriemarkt antwortet er der Kassiererin beim Kauf von drölf Schwangerschaftstests und ihrem Kommentar, dass er wohl auf Nummer sicher gehen wolle, dass er dann doch wohl lieber Kondome gekauft hätte. Und so weiter. Ja ja, dieser Teufelskerl sagt, was er denkt! Wahrscheinlicher denkt er aber nur, was er denkt. Und schreibt das dann uns Internet und in ein Buch. Um cooler dazustehen, als er ist.

4. Er ist ein Meister der Über- und Untertreibung

Die Schilderung seines Kampfes gegen eine Spinne im heimischen Schlafzimmer lässt jede Szene aus „Gladiator“ oder „Game of Thrones“ wie KiKA-Programm dastehen. Seine Dokumentation der über 48-stündigen Geburtsphase liest sich wie die Blackbox eines vor langer Zeit Verhungerten. Und wenn er für einen Halbsatz dann doch mal ernsthaft wird – zum Beispiel da, als er sein Baby schließlich im Arm hält und fortan beruflich an ihm riechen möchte – , kann man sicher sein: Dieser Tourette-ähnliche Emotionsausstoß ist blanke Untertreibung und die nächste Spitze lauert ein paar Wörter weiter.

5. Er biedert sich bei seinen Lesern an

Hannes Schilderungen zu Namensfindung, Erstausstattungsshopping und Umzugsplänen mögen lustig sein – sie raffen aber aufs Populistischste all die Gedanken, die mutmaßlich jeder Elternteil bei diesen Vorhaben hatte („Ja! Genauso war das bei uns auch!!“). Hanne ist somit die AfD für Väter (und einige Mütter). Mindestens aber der „Kennste? Kennste? Kennste?“-Mario Barth unter den Buchdebütanten. Nur ohne Olympiastadion. Und mit Intelligenz. Subtilität. Und Ironie.

6. Er will nur Euer Geld (So wie das Babyausstattungsgeschäft seines)

Bereits Geschriebenes drucken lassen und verkaufen? Sich als Elternversteher gerieren? Den übersättigten Märkt an Elternratgebern und Klolektüren weiter befüttern? Wie so ein zu dickes Kind? Zu einer Zeit, da schon Lebkuchen in den Regalen liegt? Billige Nummer, Christian Hanne. Richtig billig.

7. Er kennt erschreckend viele Synonyme für Sex

Die Frau hat die Arbeit, der Mann profitiert: Christian Hanne erzählt aus den „Gründerjahren des Familienbetriebs“. Eine Fortsetzung muss befürchtet werden.
Die Frau hat die Arbeit, der Mann profitiert: Christian Hanne erzählt aus den „Gründerjahren des Familienbetriebs“. Eine Fortsetzung muss befürchtet werden.

Auf Seite 67 ff. lässt sich Hanne dann so richtig gehen: Seitenlang schildert er im Kapitel „Sommer der Liebe“ die Tatsache, dass Ihr sonst so ruhiger Innenhof seit geraumen Nächten von Sexgeräuschen durchdrungen wird. Mehrmals in der Nacht und auch am Tag. Wortreich gibt der Autor sein Protokoll dieser Zeit wieder, in dem auch Verdächtigungen nicht zu kurz kommen: Wer treibt es da plötzlich so bunt? Die junge Studentin? Der Muskelprotz? Das Rentnerpaar? Hanne fallen Synonyme wie „sexuelle Befriedigung“, „Beglückung“, „sexuelle Höchstleistung“, „Schauspiel“, „Grunzeinlage“, „pornöse Aufführung“, „kopulative Intermezzi“, „Bettaktivitäten“, „Beischlaf“, „Dauervögeln“, „Non-Stopp-Pimperei“, „Eiertänze“, „Spritztouren“, „sexuelle Marathonis“, „Love Train“, „Olympische Sexspiele“, „Endlos-Bunga-Bunga“, „Love Boat sticht in See“, „erotisches Horsd’oeuvre“, „Knick-Knack“, „Dauer-Poppen“ ein, und man muss kein Hobbypychologe sein, um darin eine Störung seines eigenen Sexuallebens zu erkennen. Oder, und das wahrscheinlicher: eine kindliche Freude an Vulgärhumor. Ist eben selber noch ein kleiner Junge, dieser Christian.

8. Er beleidigt seine Frau in aller Öffentlichkeit

„Adipöser Walfisch“ zählt noch zu den harmloseren Beschreibungen, die Hanne für seine damals schwangere Freundin einfallen. Hat er ihr nie so gesagt, sagt er, aber nun so in sein Buch geschrieben. Ich weiß bloß: Hätte ich meiner Frau ähnlich Uncharmantes ins Gesicht oder nach-gesagt, wir wären bald geschiedene Leute. Und das nicht auf meinen Wunsch.

Fun Fact: Hanne und seine Freundin sind, stand September 2016, seit ein paar Monaten verheiratet. Seinen Buchentwurf hat sie offenbar erst nach dem Ja-Wort gelesen oder einen ähnlich kruden Humor wie ihr Mann: Bei dessen Lesung neulich im Gemeindesaal Moabit war sie es, die oft am lautesten gelacht hat. Christian Hanne selbst bestätigte auf Nachfrage: Doch doch. Es sei fast alles durch die Familienzensur gegangen.

Zum Glück.

***

Wer das am 7. September 2016 erschienene Taschenbuch „Wenn’s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ trotzdem oder gerade deswegen lesen will, der kaufe es zum Beispiel nach Klick auf diesen formschönen Amazon-Partner-Link – und verschenke es danach ganz schnell weiter.

Als Akt der Nächstenliebe.

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