Zwei Deichkinder, die gleichzeitig Familienväter sind: Philipp „Kryptik Joe“ Grütering Sebastian „Porky“ Dürre über die Vereinbarkeit von Familie und Band.
Am 30. Januar ist mit NIVEAU WESHALB WARUM das sechste Album von Deichkind erschienen. Wer die ehemalige Deutschrapband seit ihrem Neuerfindungs-Durchbruchshit „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ und ihre neuen bunten Videos zu den Singles „So’ne Musik“ und „Denken Sie groß“ kennt, der möchte meinen, man habe es hier immer noch mit großen Kindern zu tun. Der Eindruck mag stimmen – die Kids aber haben selbst längst eigene Kinder. Davon erzählte mir Philipp „Kryptik Joe“ Grütering am Rande, als ich ihn sowie Sebastian „Porky“ Dürre für meinen Arbeitgeber zum Interview traf. Ein wenig mehr über die Vereinbarkeit von Familie und Band haben Deichkind Davide Bortot, ebenfalls am Rande, für die Titelgeschichte des gedruckten Musikexpress erzählt. Hier ein paar Auszüge daraus.
PORKY: Gestern wollte ich für meinen Sohn eine Schaukel am Baum anbringen. Das ging irgendwie nicht, aber er hat die ganze Zeit genervt, also habe ich es doch weiter probiert. Da ist so ein Eisenring abgerissen und mir auf den Kopf geknallt. Ich habe richtig rumgebrüllt und gegen einen Busch getreten und so, und die Gören haben geheult, weil Papa schreit, und so weiter.
PHILIPP: Wenn man gegen einen Busch tritt, gibt’s ja auch keine Resonanz.
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ME: Die Band und die Familie unter einen Hut bringen, und dann auch noch einmal die Woche Sport in Pankow, weil zwei Stunden durchdrehen nun mal verdammt anstrengend ist. Wie, liebe Herren Kunstschaffende, ist man da kreativ?
PORKY: Ja, das ist ein Thema, auch intern. Als Künstler willst du ja erst mal frei von Disziplin sein und willst Sachen aufsaugen und dir Sachen ausdenken und willst leben. Aber mittlerweile, beim sechsten Album, habe ich gelernt, dass auch das bis zu einem gewissen Grad Disziplinsache ist. Du musst halt aufstehen und machen.
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ME: Wie finden eure Kinder, was ihr macht?
PHILIPP: Die finden das super. Aber die kennen es auch nicht anders und fänden es selbstverständlich genauso super, wenn wir Maurer wären. Der Vater eines Kumpels von meinem Sohn ist Soldat, in Afghanistan und so. Das war auf jeden Fall lustig zu hören, wie sich die beiden Kinder miteinander über ihre Väter unterhalten. „Mein Vater hat ein Gewehr!“ Ja, dein Vater hat leider nur ein Midiphon…
PORKY: Ich habe eine Waffe. Eine Harpune habe ich. Habe ich in Malente hinter der alten Ölheizung gefunden. Stand da einfach. Das ist richtig gefährlich, das Ding, Alder.
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PHILIPP: Kaufst du wirklich Platten?
PORKY: Ne. (Gelächter) Ich bin wirklich so der „Like mich am Arsch“-mäßige Spotify-Typ. Ich find’s total geil – schon dass keine Rohstoffe mehr verheizt werden für diesen Müll.
PHILIPP: Mein Sohn hört jetzt „Der kleine Drache Kokosnuss“. Er hat dafür so einen CD-Player und der ist jetzt kaputt. Da ist mir wieder aufgefallen, was CD eigentlich ür ein absurdes, sensibles Medium ist. Wie man das da reinschiebt, und dann kommt da ein Laser, und irgendwann zerkratzt das … Stranges Produkt.
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ME: Wie viel Bock ist da noch, sich als Bespaßungsreisender mit Ablieferpflicht in einen Bus zu zwängen?
PHILIPP: Ich muss ehrlich sagen: Ich genieße Touren. Ich kann da auch mal ich selbst sein, ohne Familie. Ich liebe meine Familie sehr. Aber mal auspennen und zum Essen kommen, wann man möchte, ist zwischendrin schon gut.
PORKY: Ich habe da ein ambivalentes Verhältnis. Früher habe ich es geliebt. Also richtig geliebt. Irgendwann kam es mir dann bedrohlich vor. Da hatte ich richtig die Schnauze voll und tatsächlich Schiss. Mittlerweile hat es sich eingependelt. Zunächst freue ich mich, alle mal wieder zu sehen. Dann kommt kurz das Ätz-Gefühl, aber sehr schnell ist man dann wieder in seiner Routine. Touren ist einfach eine extreme Situation. Da muss man sich dran gewöhnen.
2 Gedanken zu „Snippets: Kryptik Joe und Porky (Deichkind) übers Vater-Dasein“