Moment mal: Wenn Männer die Spielregeln machen, nach denen wir leben und arbeiten, kann dies für Väter doch nicht schlecht sein, oder? Doch, kann es. Für das DADMAG von Men’s Health Deutschland habe ich ein Plädoyer für das Ende des Patriarchats geschrieben – UND DAS ALS MANN!!1!!!!11!!! Hier ein Auszug – nicht der Anfang, nicht das Ende – daraus.
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Der Begriff der alten weißen Männer hängt unbedingt mit dem Begriff des Patriarchats zusammen. Die haben es im öffentlichen Diskurs seit ein paar Jahren zwar einerseits nicht mehr so leicht, andererseits bestimmen sie noch immer unser Leben, unseren Alltag, unsere Arbeit: In deutschen Vorständen und der Politik tummeln sich die Martins, Olafs und Stefans. Gäbe es das mit ihnen und ihrem Karrierismus zusammenhängende Problem der toxischen Männlichkeit nicht, müssten nicht nur Frauen weniger unter Sexismus leiden, sondern die Welt auch nicht unter Kriegstreibern, Sprücheklopfern und Großmachtphantasten wie Wladimir Putin und Donald Trump. In einigen Bundesstaaten der USA entscheiden Männer über den Körper und die Psyche von Frauen hinweg, dass auch das ungeborene Leben zu schützen sei und verbieten deshalb Abtreibung, während es die dortigen Waffengesetze wegen des Drucks der Waffenlobby – also von anderen alten weißen Männern, die ihre Macht behalten wollen – noch immer erlauben, dass sich ein Amokläufer eine Pistole im Laden um die Ecke kauft und Kinder erschießt. Das geborene Leben ist offenbar egaler.
Dass die patriarchale Vorherrschaft – gefühlt aus der Männersicht des Autors dieses Textes – viele Jahre kein Thema des öffentlichen Diskurses war, ist im Privaten und Politischen Teil des Problems: Strukturen werden viel zu oft als gegeben hingenommen. „Es war doch schon immer so“, heißt es dann, oder „Was kann ich daran schon ändern?“. Wir können nicht die Welt allein ändern, aber gemeinsam einen Teil von ihr, mindestens Teile unseres eigenen Umfelds. Ein Beispiel: Nur wenn ich unseren Söhnen vorlebe, dass Väter genauso gut oder schlecht kochen, putzen, Wäsche waschen und sich kümmern können, werden sie nicht länger mit dem überholt gehörten Rollenbild groß, Hausarbeit sei Frauensache und Papa bringt das Geld nach Hause.
Und warum soll das Patriarchat nun schlecht für Väter sein? Sie sind doch Männer und haben als solche seit Ewigkeiten davon beruflich und privat profitiert. Sie finden auch mit Kindern Jobs. Sie dürfen sich als Ernährer im Büro ausruhen. Sie mussten sich noch nie gegen eine Karriere entscheiden. Sie können am Wochenende den coolen Daddy mimen. Sie kriegen Lob, wenn sie Selbstverständliches tun.
„Wer seine Frau, seine Kinder und sein Vatersein ernstnehmen will, merkt schnell, wie ihn das Patriarchat davon abhält. Von vielen Arbeitnehmern wird noch immer erwartet, ein Vollzeitmalocher zu sein. Sie haben Angst vor Elternzeit oder gar Teilzeit, weil viele Arbeitgeber kein Verständnis dafür haben, „früher ging das doch auch anders“, sagen die. Nicht von ungefähr behaupten über 80 Prozent aller Väter laut Umfragen seit Jahren, sie wollen sich um ihre Kinder kümmern, 90 Prozent (mit Kindern unter sechs Jahren) arbeiten aber weiterhin in Vollzeit. Zwar nehmen rund 40 Prozent aller Väter mittlerweile Elternzeit, aber erstens selten länger als die obligatorischen zwei Monate, und zweitens bedeutet dies, dass 60 Prozent noch immer gar keine Elternzeit nehmen. Ein anderer Grund dafür mag der der finanziellen Last sein: Wer wirklich Haupternährer der Familie ist, glaubt, dies bleiben zu müssen. Oft geht es auch anders: Wie toll wäre es, man teilte sich den so genannten Financial Load und damit auch den Rest von Haushalt, Erziehung und Co. gleichberechtigter auf? Wie kreativ könnten Menschen werden, wenn sie freier entscheiden könnten, wem sie wieviel ihrer Arbeits- und Lebenszeit und wofür schenkten? Patriarchale Rollenbilder und toxische Männlichkeit verhindern das: Männer sollen stark sein, in Konkurrenzkämpfe gehen, nicht über ihre Gefühle sprechen und so weiter – diese ganze Palette Mist macht nicht nur das Familienleben und den eventuellen Spaß an der Arbeit kaputt, sondern auch die Psyche.
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Ein Gedanke zu ”Darum schadet das Patriarchat auch Männern“