Eine App wie ein Bilderbuch: In „Knard“ verschlägt es einen Waldgnom auf Edelsteinsuche. Und Kinder ab vielleicht drei oder vier Jahren mit ihm.
Die Mediennutzung eines U-Zweijährigen ist noch relativ überschaubar. Kid A schaut gerne Bilderbücher, hört willkürlich Radiosender, tippt kryptische Zeichenfolgen im Computer ein, benutzt die Maus als Telefon und das Telefon als Druckmittel (…). Obwohl ich in meiner Kiezväter-Reihe hin und wieder gerne nach Apps für und über Kinder frage, braucht unser Sohn eigentlich noch keine. Mit Ausnahme der Foto- und Videoapp, versteht sich – am liebsten schaut er auf dem iPhone nämlich Filme von sich selbst. Wäre er aber schon älter, ich würde ihm statt aus einem Buch abends auch aus der Märchenapp „Knard“ vorlesen (lassen), eine Geschichte über „Freundschaft und Heldenmut“.
Knard ist ein Waldgnom. Er lebt in einem Baum inmitten eines Tals im Hochland und ist der Letzte seiner Art, zu seinen besten Freunden gehört eine Eule. Doch eines Morgens nach einem sehr deutlichen Albtraum ist etwas Schreckliches passiert: Sein Baum wurde von Unbekannten verkohlt, und mit ihm die ganze Gegend. Knard ahnt, dass er sich auf die Suche nach den Vandalen und ihrem Motiv machen muss, und landet so bald bei einer Bande von Trollen. Die wiederum suchen einen von ihnen, und so gutmütig wie Knard eben ist, hilft er ihnen bei dieser Suche. In den insgesamt fünf Kapiteln, die sich aus diesem Geschichtsbeginn eröffnen und für die man mindestens eine halbe Stunde Zeit braucht, trifft Knard selbstredend auf weitere illustre Gestalten – und auf die Szenerie aus seinem Traum. Man spoilert das Ende nicht, wenn man verrät, dass Knard überlebt und nicht wie etwa so mancher Fantasy-Charakter in „Game Of Thrones“ hintergangen, gefoltert und ermordet wird. „Knard“ ist schließlich ein Kinderbuch, wenn auch ein digitales.
Die Märchen-App, für deren Entwicklung ihr Erfinder, Reimschreiber und Programmierer Christoph Minnameier über zwei Jahre hinweg „sehr viel Herzblut und noch mehr Zeit investiert“ hat, steckt tatsächlich voller Liebe zum Detail: „Knard“ lässt sich nicht nur wie fast wie ein gedrucktes Buch blättern, es klingt auch so. Beim Aufschlagen jeder neuen Seite hört man das Papier knistern, bei jedem Kapitelbeginn kratzt ein Bleistift die ersten Zeilen auf eine leeres Blatt. Die (klickbaren) Illustrationen von Hennes Elbert und die Reime von Minnameier stehen denen von gewöhnlichen außergewöhnlichen Kinderbüchern nicht nur in nichts nach, sie haben auch einen unschlagbaren Vorteil: Sie kommen mit Musik und Stimme daher, womit „Knard“ Lese-, Hör- und Mitmachbuch in einem wäre.
Die märchenhafte klangliche Untermalung komponierte Bastian Kieslinger. Sein Kapitelthema erinnert ein wenig an Seals „Kiss From A Rose“, aber dieser Song wiederum lieferte in „Batman Forever“ ja auch den Soundtrack für eine Art Comic-Film. Sprecher ist Thomas Rauscher, der sonst unter anderem Danny Trejo, Hausmeister Willy bei „The Simpsons“, Yaxley in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 1“ und Achtung, dem „Game Of Thrones“-Charakter Alliser Thorne seine Stimme leiht. Die Texte der Kapitel können wahlweise ein- oder ausgeblendet werden, um etwa allein Stimme und Bilder wirken zu lassen.
Kleine Mankos an „Knard“: Die Bilder illustrieren nicht sämtliche vorgelesenen Momente, die Knard so erlebt, eine Text-Bild-Schere und somit etwaige Verwirrung beim Kind (oder beim dummen Vater) sind deshalb wohl nicht an jeder Stelle auszuschließen. Die kleinen Animationen, die nach Fingerberührung an gekennzeichneten Stellen passieren, lassen sich oft auch dann noch abspielen, wenn das animierte Objekt längst verschwunden ist. Außerdem wäre ein wenig mehr Interaktion, die womöglich gar den weiteren Handlungsverlauf beeinflusst, bestimmt schön. Vielleicht in einem zweiten Teil, wobei „Knard“ dann gleichzeitig mehr Spiel als digitales Kinderbuch wäre.
Das Wichtigste aber muss vorerst offen bleiben: Ob dieses Kinderbuch nun für Kinder ab drei, vier oder doch eher fünf Jahren geeignet ist und ob es ihnen dann gefällt, kann ich nicht sagen. Für U-Zweijährige jedenfalls ist „Knard“ nur sehr bedingt empfehlenswert. Die tippen lieber wild auf dem iPad und den Bildern herum und lassen ihren Vater testen.
„Knard“ ist seit Anfang 2015 im App Store für iPhone und iPad für 1,99 Euro, bei Google Play für Android für 1,90 Euro sowie bei Amazon für Kindle Fire zum Preis zwei Euro erhältlich.
Das klingt nach einer sehr schönen App. Werden wir bestimmt mal ausprobieren, auch wenn meine Tochter ebenfalls wohl noch etwas zu klein dafür ist.
Hier wird auch sehr gern auf Handy und iPad rumgepatscht und die Prinzessin guckt auch am liebsten Fotos & Videos von sich selbst 😀
Liebe Grüße, Biene
Ich finde ja die Schlaf gut – App (https://itunes.apple.com/de/app/schlaf-gut!-hd-gute-nacht/id428492588?mt=8) richtig gut. Kinder ab 2,5 Jahren können da Tiere ins Bett bringen. Mit der Stimme von Max/Dieter Moor. Sehr schön gemacht, sehr ruhig und zu empfehlen.