Schauspieler und Familienvater Frederick Lau im Kurzinterview über Elternzeit, den Geruch seines Steglitzer Kiezes und die Geburt und musikalische Früherziehung seiner Tochter Lieselotta.
Frederick Lau spielt gerne Underdogs. Verlierertypen, die dem Anschein nach ihr Leben nicht so richtig auf die Kette kriegen. In der Fernsehverfilmung von Sven Regeners Roman „Neue Vahr Süd“ etwa mimte er den jungen Frank Lehmann, der seine rechtzeitige Verweigerung verpennt hat und als Pazifist zur Bundeswehr muss. In „Die Welle“ trat er als Außenseiter Tim auf, der in einer totalitären Bewegung seine vermeintliche Erfüllung findet. Und nun, in Sebastian Schippers atemberaubenden One-Take-Drama „Victoria“, spielt Frederick Lau einen „Straßenköter“ (Lau selbst über die Rolle) namens Sonne, der vor einem Berliner Club frühmorgens die Spanierin Victoria kennenlernt, mit ihr und seinen Kumpels um die Häuser zieht und schließlich von der kriminellen Vergangenheit seines Freundes Boxer eingeholt wird.
Tatsächlich aber ist Frederick Lau eher ein Gewinnertyp: Für seine Rolle in „Die Welle“ gewann der heute 25-jährige Berliner, der schon als Kind vor der Kamera stand, einen Deutschen Filmpreis als Bester Nebendarsteller, für „Neue Vahr Süd“ räumte er einen Grimme-Preis, den Bayerischen Fernsehpreis und den Deutschen Comedypreis ab. „Victoria“ ist in sieben Kategorien für einen Deutschen Filmpreis nominiert, darunter Lau als Bester Hauptdarsteller.
Für den Musikexpress und ME.MOVIES sprach ich mit Frederick Lau im Interview über lange Partynächte, Berlin-Filme und seine Rapper-Nachbarn in Steglitz. Weil Lau und ich aber etwas gemeinsam haben – er ist wie ich Vater eines kleinen Kindes – redeten wir am Rande auch über Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Babys erste Schritte und die musikalische Früherziehung seiner Tochter Lieselotta, die seine Freundin Annika Kipp am 22.Mai 2014 zur Welt brachte.
Frederick, Du wohntest schon immer in Berlin-Steglitz. Was für einen jungen Berliner auch eher untypisch ist: Du bist seit einem Jahr Vater. Ich übrigens seit anderthalb Jahren auch, ich bin aber schon 33.
Frederick Lau: Sehr gut, Gratulation!
War die Familiengründung auch ein Grund, im ruhigeren Steglitz zu bleiben?
Auf jeden Fall. Ich wohne mit meiner Freundin und der Kleinen zusammen und finde es dort entspannt. Ich habe dort meine Ruhe. Dreharbeiten sind meist anstrengend, all der Input. Danach kommst du da raus, erkennst die Leute und den Geruch der Straße. Du weißt ganz genau wo du dich befindest, auch wenn du die Augen zumachst.
Wie riecht Steglitz denn?
Ziemlich gut, finde ich! Kennst Du das nicht? Bei mir ist das so: Ich weiß ganz genau, wie die Ecke, an der ich aufgewachsen bin, bei Regen riecht. Ich bin ein Geruchsmensch.
Wie geht das bei Dir zusammen, Familie und Job? Du arbeitest nicht 9 to 5, dafür oftmals mehrere Tage oder Wochen am Stück. Klappt das oder wirst Du als Schauspieler auch Elternzeit nehmen?
Zwischen den Projekten hat man oft frei, falls man nicht gleich wieder probt. Im Sommer ist meist viel los, da versuche ich meine Familie so oft es geht mitzunehmen. Ist für die manchmal langweilig, aber ich sitze am Set auch oft nur rum und warte. Beim Film wartet man andauernd darauf, dass etwas passiert. Wenn ich zwei Wochen zuhause bin, packe ich meine Familie mindestens für eine Woche ein und wir fahren weg, so dass wir nur zu dritt sind. Den 24 Stunden-Rhythmus halten, die Tage zurückholen, die man sich nicht gesehen hat.
Und denkst Du darüber nach, mal ein halbes Jahr gar nicht zu drehen, wenn zum Beispiel Deine Tochter in den Kindergarten oder in die Schule kommt?
Mal gucken. Ich drehe zwei Filme in diesem Sommer. Dann ist Oktober, vielleicht kommt dann noch ein Projekt, aber mindestens den Dezember, Januar und Februar haben wir fast immer frei. Dann kommt die Berlinale, danach macht wieder keiner was. Bei der Berlinale fragen sich alle ganz aufgeregt: „Drehst du irgendwas?“ „Nein Mann, irgendwie will keiner mit mir arbeiten! Was habe ich denn gemacht?!“ Dann ist April, und im Mai fangen alle an zu arbeiten.
Pünktlich zu den Sommerferien der Schulkinder.
So sieht’s aus.
Die Musik von Nils Frahm spielt in „Victoria“ eine zentrale Rolle. Welche Musik spielst Du Deiner Tochter vor?
Sie wurde geboren zu „Sittin’ On A Dock Of A Bay“, das habe ich ihr währenddessen vorgesungen. Wirklich! Einfach weil ich es gerade im Kopf hatte, da mussten sie und wir dann durch! Was hören wir sonst? Ganz unterschiedlich: Im Bett mache ich das iPad an und wir hören meinen derzeitigen Lieblingstrack an: „I Wouldn’t Change A Thing“ von Coke Escovedo. Ein richtig geiler Beat. Das hört sie zum Aufwachen.
„Victoria“ läuft seit dem 11. Juni 2015 in den deutschen Kinos.
Gesichtshaarvergleich mit #FrederickLau. #Victoria
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