Ein garantiert unbezahlter Produkttest: Wie meine Söhne an ihre erste Smartwatch kamen, was sie kann und nicht kann – und in welchem Moment ich sie (also die Uhr, nicht die Kinder) bei aller grundsätzlichen Funktionalität endgültig verfluchte. #Kidnapping
+++ THIS IS A DEVELOPING STORY +++
Ganz oben auf dem Wunschzettel unserer Jungs stand im vergangenen Jahr, neben einer Verkloppmaschine für den Bruder, eine Smartwatch. Der Zehnjährige sah die Dinger öfter in der TV-Werbung bei den Großeltern, der Siebenjährige am Handgelenk seiner Mitschüler*innen. Nach wochenlangem Hadern – Sind sie nicht zu jung dafür? Brauchen wir als Eltern diese mutmaßliche Kontrolle und Sicherheit wirklich? Tut’s nicht auch eine stinknormale Armbanduhr?– hatten wir, pardon, der Weihnachtsmann ein Einsehen und legte sie unter den Tannenbaum. Und was soll ich sagen? I wasn’t totally convinced in the first place. Und bin das aus weiter unten geschilderten Gründen nun, knapp neun Monate später, gar nicht mehr.
Meine Wahl fiel damals nach einigem Vergleichen auf die Kinder-Smartwatch Anio 5 ohne Vertragsbindung, dem Vorgängermodell der nun aktuellen Anio 6. Mir war wichtig, dass die Kinder uns mit ihrer Smartwatch anrufen können und umgekehrt. Robust, schlicht und zuverlässig ortbar sollte sie sein, hier mitten in Berlin, und bitte neben diesen Features mit keinerlei Spielchen oder anderen Ablenkungen, dafür gerne mit einem stabilen Akku aufwarten. Und kein Vermögen kosten sollten sie oder ihre tatsächliche Nutzung. Die Anio 5 wurde mir daraufhin von einem anderen Vater empfohlen, dem ich in dieser Hinsicht eigentlich vertraue. In seiner Familie funze damit seit Jahren all das wunderbar. Dazu entschied ich mich für den Einsatz von Prepaid-Karten ohne Grundgebühr, um ein Kostengefühl zu kriegen und uns nix Fixes ans Bein zu binden. Ich müsste sie bloß lediglich rechtzeitig aufladen.
Weiterlesen zum Thema Smartwatches und Smartphones unter (Schul-)Kindern:
In den ersten paar Wochen der Nutzung schickten die halbwegs stolzen Neubesitzer Mama und Papa vernuschelte Sprachnachrichten und riefen nicht nur dann an, wenn eine Situation es wirklich erforderte. Dafür freuen sie sich jeden Tag, wenn sie wieder das eingestellte Mindestziel des Schrittzählers erreicht haben. Ich blieb optimistisch: Wenn der Reiz des Neuen verflogen ist, wird sich auch die Nutzung auf das Praktische reduzieren. Und spätestens dann, wenn ich auf dem nächsten überfüllten Flohmarkt wieder mal ein Kind aus den Augen verliere und es dank eines kurzen Anrufs wiederfinde, würde sich die Investition gelohnt haben. Tatsächlich gab es solche Situationen – die aber eigentlich erst deshalb entstanden, weil das Kind sich mit Smartwatch am Arm sicherer und auffindbarer als ohne fühlte. Also, ein bisschen was kann die Anio 5 durchaus. Hier deshalb zuerst die Vorteile.
KINDER-SMARTWATCH ANIO 5: VORTEILE
- Es gibt, anders als bei deutlich günstigeren Smartwatches, weder Games, Musik, Kamerafunktion noch andere Ablenkungen. Und so wollten wir es ja auch.
- Neben der Anzeige von Uhrzeit (digital oder mit Zeigern) und Datum gehören zu den einzigen Features: Anruffunktion (nur bei und durch vorab von den Eltern festgelegten Nummern), Ortung inkl. Bewegungsprotokollen und Festlegung von Bewegungsradien, Festlegung von Ruhezeiten, in denen die Smartwatch wirklich nur eine Uhr ist („Schulmodus“), Schrittzähler, Wecker und sogar eine (sehr limitierte) Nachrichtenfunktion
- DSGVO-konform
- deutscher Hersteller, zumal mit eigenen Entwickler*innen, nutzt laut eigener Aussage keine chinesischen Systeme (lässt die Hardware aber dort produzieren) und generiert, ebenfalls laut eigener Aussage, anders als andere Hersteller kein Geschäft mit den Bewegungsdaten der Kinder
Die Liste der Punkte, was die Features der auf den ersten Blick völlig funktionstüchtigen Uhr alles nicht können, ist leider deutlich länger. Ein paar sind egal bis nervig, aber verzeihbar, andere nicht.
KINDER-SMARTWATCH ANIO 5: NACHTEILE
- Der Schrittzähler resettet sich um 0:00 Uhr automatisch. Es lässt sich also kein Tages- oder Wochenvergleich anstellen.
- Als Schrittziel können maximal 15000 Schritte eingegeben werden. Zumindest herumflitzende Kinder kommen da (zum Glück) schonmal drüber hinaus.
- Nur aus Kindersicht ein Nachteil: Fotofunktion nicht vorhanden, spart dafür Speicherplatz und Datenvolumnen und lenkt weniger ab.
- Das Aktivitätenprotokoll zeigt nichts an. Wann mein Kind wen angerufen hat, weiß ich also nicht. Muss ich vielleicht aber auch nicht – ich kann ja in der App festlegen, welche Nummern überhaupt freigeschaltet sind.
- Wenn sich Datum oder Uhrzeit aus ominösen Gründen umstellen und nicht automatisch einstellen, muss ich der Uhr zur Korrektur einen halbwegs komplizierten SMS-Befehl schicken.
- Die Akkulaufzeit beträgt nicht länger als einen Tag, verlängert sich angeblich aber, wenn man die Ortungsintervalle erweitert oder ganz abschaltet. Aber u.a. für diese Funktion habe ich die Uhr ja angeschafft.
- Kann der Hersteller nichts für: In unserer Grundschule sind Smartwatches – nachvollziehbarerweise, aber ohne unsere rechtzeitige Kenntnis – verboten. Selbst im Schul-Ruhemodus. Sie dürfen erst nach Verlassen des Schulgeländes aus der Tasche geholt und aktiviert werden. Was morgendliche Diskussionen nach sich zog, warum die Smartwatch plötzlich nur noch in der Freizeit und am Wochenende getragen werden dürfe.
- Die Chatfunktion ist nur theoretisch ausreichend: Das Kind kann damit an die begleitende Anio-App seiner Eltern Emojis oder maximal 15-sekündige Sprachnachrichten schicken, deren Audioqualität leider beschissen ist. Textnachrichten, die auf dem Mini-Display eh nicht tippbar wären, können einseitig nur die Eltern schicken, mit maximal 52 Zeichen. Erschwerend hinzu kommt erstens, dass es nur einen Elternchat gibt, also in unserem Falle „Mama, Papa, Kind“. Nachrichten an nur eine Empfangsperson zu schicken, ist unmöglich, alle können immer mitlesen bzw. -hören. Zweitens gibt es diese Art von „Familienchat“ nicht zusammen mit Geschwisterkindern: Zur Kommunikation mit weiteren mit der App verbundenen Smartwatches muss eine eigene Chatfunktion angewählt werden. Drittens macht dieses rudimentäre Etwas auch aus einem anderen Grund keinen Spaß: Nachdem auf meinem Smartphone der Hinweis auftaucht, dass einer meiner Söhne mir aka uns eine Sprachnachricht gesendet habe, dauert es ungelogen bis zu zwei Minuten, bis diese Nachricht nach Öffnung der App geladen wurde und abgespielt werden kann. Eine gefühlte Ewigkeit, die sich auch der Support nicht erklären konnte. Ich finde: Bietet ein ordentlich entwickeltes Tool an, oder gar keines. Wie schwer kann es sein, eine smoothe App zu entwickeln, in der nix hängt und hakt?
- Die Ortungsfunktion ist, diplomatisch formuliert, räumlich und zeitlich ganz schön ungenau. Die GPS-Ortung funktioniere, so der Hersteller und wahrscheinlich auch die Hersteller anderer Smartwatches, idk, nur im Freien zuverlässig, während die WIFI-Ortung mindestens drei WLAN-Netzwerk in der Nähe brauche, um eine Position zu bestimmen. Mir hilft das nicht: Wenn mir zum Beispiel die App, wie wirklich oft passiert, erst zwei Stunden später eine Nachricht schickt, dass mein Sohn den eingestellten Radius verlassen habe, hätte ich ihn im hoffentlich nie eintretenden Ernstfall einer Entführung, eines Unfalls oder sonstigen mir unbekannten Ausflügen ewig lange in falscher Sicherheit gewähnt.
- Auch ein technisch wohl leider schwer zu lösendes Problem: Im Falle eines (dauerhaften oder temporären) Verlustes oder Diebstahl, so sicher kann man sich da anfangs ja oft nie sein, wenn das Ding plötzlich weg ist, lässt sich die Uhr nur so lange orten, wie die Batterie noch Restenergie in sich trägt. Und man weiß nicht, wie viel Zeit zwischen letzter Ortung und Abschaltung vorlag. Bei uns kam es einmal vor, dass die nicht regelmäßig getragene Uhr des Jüngeren nach einem Besuch bei den Großeltern in Berlin verschwunden war, sich niemand aber sicher war, ob er sie überhaupt dabei hatte. Geortet wurde sie zuletzt zwei Tage zuvor am Düsseldorfer Hauptbahnhof, von dem aus wir zurück nach Berlin fuhren, nachdem ich mit den Kindern in NRW auf Familienbesuch weilte. Wurde sie dort geklaut, fiel sie ihm aus der Tasche? Ich durchwühlte jedes Kinderzimmer, meldete den Verlust und sperrte Uhr und SIM-Karte – bis, Wochen später, beides im Bademantel bei genannten Großeltern auftauchte. Danke für Nichts, Kindergedächtnis!
Für das Mehr an Stress gegenüber Verlass erscheinen mir 139 Euro pro Anio Smartwatch 5, so teuer war sie zumindest damals, aktuell ist Version 6 draußen, viel zu teuer. Schon nach diesen Abwägungen scheint ja klar zu sein, dass ich damit keineswegs happy war oder bin. Der Supergau aber kommt erst noch.
Fehlerhafte Ortungsfunktion der Anio 5: Hilfe, mein Kind wurde entführt!
Neulich erreichte mich nachts um 23:58 Uhr folgende Nachricht via Anio-App: Mein Kind habe Geofence verlassen, also den voreingestellten Bewegungsradius. Kein Wunder, dachte ich, er übernachtet ja gerade wieder bei seinen Großeltern in einem anderen Berliner Stadtteil als unserem, und dass diese Nachricht einen oder gar zwei Tage später ankam, nachdem ich die Kinder dorthin brachte, wunderte mich bei dieser Schrott-App auch nicht mehr. Als ich mir seinen aktuellen Standort aber genauer anschaute, fiel ich aus dem Bett: Angeblich befindet er sich gerade in Baumberg, einem Ortsteil von Monheim am Rhein, 554 Kilometer entfernt. Aufgeregt rief ich bei ihrem Opa an, der sofort Entwarnung gab: Beide liegen, natürlich, in ihren Betten und schlafen. Ich rätselte: Wurde die Uhr diesmal wirklich gestohlen (unwahrscheinlich)? Oder handelte es sich hier um einen unverzeihlichen Serverfehler seitens Anio (unmöglich)?
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Am nächsten Vormittag wurde es verrückter: Die Uhr bewegte sich laut App fröhlich umher, fuhr von hier nach dort und legte ein aktives, aber nicht ungewöhnliches Bewegungsprofil an den Tag. Eines, das dem eines Bewohners oder einer Bewohnerin Baumbergs, vielleicht einem Schulkind in den Sommerferien, nahezukommen schien. Wir erhielten sogar eine Chatnachricht in Form eines Herz-Emojis. WTF, da nutzt wohl jemand wirklich diese Uhr, hat sogar das passende Ladekabel parat und ist sich des Verbrechens, dass ihn oder sie in den Besitz dieser Smartwatch brachte, nicht bewusst – oder einfach sehr dreist!
Beim Anio-Kundendienst erreichte ich über Stunden hinweg niemanden. Hotline-Überlastung wegen nationalem Serverfehler? Keine Ahnung! Ich schrieb eine Mail mit der Bitte um Sperrung der Uhr, per SMS-Befehl gelang mir keine Abschaltung. Dann die Wendung: Kurz vor seinem Feierabend rief mich ein Mitarbeiter von Anio an. Nicht aus dem Kundendienst, sondern direkt aus der IT-Abteilung. So fangen Katastrophenfilme oder „24“-Staffeln an, nur dass ich in diesem Leben kein Jack Bauer mehr werde! Er erklärte mir, dass wir erst weitere Maßnahmen ergreifen sollten, wenn sichergestellt sei, dass die Uhr nicht doch vom Kind verlegt worden sei – und gab damit bereits indirekt zu, dass es sich, was ich auch ihm gegenüber für „hoffentlich ausgeschlossen“ hielt, durchaus um einen Serverfehler handeln könne. Für Testungen würden regelmäßig nicht real existierende Profile angelegt, mit denen fiktive Bewegungsprotokolle nachempfunden würden. Nicht unmöglich, dass die Uhr unseres Sohnes beziehungsweise sein Profil in unserer App durch einen Fehler diesen Test-Avataren zugeordnet worden sei. Oder so ähnlich.
Und tatsächlich: Wieder daheim nach der Erwerbsarbeit, entdeckten wir die leere Uhr im Kinderzimmer-Chaos. Dort lag sie seit Tagen, während ihr Besitzer Kurzurlaub bei Oma und Opa machte und selbst mal wieder nicht wusste, wo und wann er die Uhr zum bis dahin letzten Mal sicher sah, aber definitiv nicht in einem neuen Lebensabschnitt durchs Rheinland cruiste. Nach Aufladung ihres Akkus und Anschaltung schoss sich rund eine Stunde später auch die Ortung in der App wieder auf den korrekten Standort ein. Der freundliche Anio-Mitarbeiter, der mir versicherte, die Überprüfung des hoffentlich behobenen Fehlers und dessen Kontrolle sei bei Frühschichtsbeginn am nächsten Tag um 6 Uhr seine erste Amtshandlung, musste nicht, wie andernfalls versprochen, eine Ersatzuhr rausschicken. Die hätten wir eh nicht haben wollen, denn, und auch das schrieb ich ihm freundlich: Ein vertrauensvoller Begleiter auf weiteren Reisen oder im Schulalltag ist eine Anio Smartwatch für uns nicht mehr. Aber die wird so oder so die erste und letzte Smartwatch meiner Kinder gewesen sein. Spätestens als Teenager werden wir ihnen ein richtiges Smartphone kaum noch verwehren können. Und mit den Dingern kenne ich mich wenigstens halbwegs aus.
UPDATE: Und während ich diese Zeilen gerade geschrieben und gepostet habe, taucht Kid B laut App gerade wieder in Baumberg auf. Ernsthaft, Anio? Zum Glück weiß ich diesmal, dass er in Wahrheit ein paar Tage ganz woanders unterwegs ist und seine nicht so smarte Smartwatch einfach wieder mal keinen Saft hat.
EPILOG
Nach Veröffentlichung dieses Blogposts hier sowie auf Instagram kontaktierte mich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Anio-CEO Jan-Michael Wolff. Er und sein Team seien bestürzt über den Vorfall, den sie sehr ernst nehmen, auch seine Kinder nutzten die Produkte. Er habe umgehend Kontakt mit dem IT-Leiter und Produktentwicklung aufgenommen und erklärte mir: „Es sieht in der Tat danach aus, als ob unter Ihrem Regcode Ortungsdaten von 2 unterschiedlichen Devices im Backend eingehen. In dem Fall würde ein Doppel-IMEI-Fehler vorliegen, der produktionsbedingt eigentlich ausgeschlossen ist. Es kann auch sein, dass die von Google bereitgestellten WIFI-Daten durch den Umzug eines Routers in Ihre Nähe 1-2 Wochen für fehlerhafte Positionsdaten sorgen.“ Man prüfe umgehend die Daten, um alsbald eine valide Aussage hierzu machen zu können, die ich Euch hier ebenfalls mitteilen würde. Zur Fehleranalyse möge ich sie bitte zurückschicken. Eine Übernahme unserer Uhr durch einen fremden Account sei aber ausgeschlossen, da die Uhr nur einmal registriert werden könne, deshalb sei auch die Weitergabe persönlicher Daten (wie Ortungsdaten etc.) an Dritte ausgeschlossen. Dies wiederum finde ich selbst als Laie interessant: Wenn es wirklich so gewesen sein sollte, dass Ortungsdaten von zwei unterschiedlichen, aber real existierenden und genutzten Devices im Backend eingingen, dann kenne ich jetzt nicht nur die exakte Adresse eines anderen Anio-Users, denn so genau konnte ich in Baumberg an den Über-Nacht-Standort heranzoomen, sondern auch seine täglichen Ziele und Bewegungsradien, die ich in der App in dem Glauben verfolgte, es sei die Uhr meines Sohnes. „I get back to you as soon as I can, Chloe!“ (Jack Bauer)
48 Stunden später: Wolff bestätigt mir am Telefon, dass es sich um einen produktionsbedingt eigentlich ausgeschlossenen Doppel-IMEI-Fehler handelt. Um eine Mainboard-Dublette. Einen Produktionsfehler. Unsere Uhr habe dieselbe, eigentlich einzigartige IMEI-Nummer, wie diejenige, die da plötzlich Signale in das Backend unserer elterlichen App sendete. Diese andere Uhr sei nicht registriert, was wegen derselben IMEI angeblich wirklich nicht funktionieren würde, und könne von seinem Besitzer oder seiner Besitzerin deshalb lediglich als stinknormale Uhr, ohne Telefonfunktion oder App-Anbindung genutzt werden. Wenn das so ist: Komisch, finde ich, dass sich da bisher niemand über die unmögliche Registrierung bei Anio beschwerte, wofür hat man so eine Smartwatch denn sonst? Und wenn es daran liegt, dass sie gebraucht gekauft und vom Vorbesitzer nicht korrekt zurückgesetzt wurde, warum trat der Ortungsfehler bei uns nicht schon vor Monaten auf? Bewegungsdaten sendete sie trotzdem, weil eine SIM-Karte eingesetzt wurde, sagt Wolff. Verstehe in dem Falle das Verhalten des anderen Users nicht, aber vielleicht fahre ich doch mal vorbei und frage nach. Seine Adresse habe ich ja nun.
Was Anio neben Rücksprachen mit der Produktionsstätte nun tun will, um weitgehend auszuschließen, dass dieser hoffentlich einmalige Fehler nicht erneut auftritt und andere Eltern aus dem Schlaf reißt? Erstens würde seit Einführung der LTE-fähigen Anio 6 die Anio 5 von ihnen selbst ohnehin nicht mehr verkauft werden, wohl aber noch von einigen anderen Händlern. Zweitens, sagt Wolff: „Wir bauen serverseitig Detektoren ein, die sofort erkennen, ob die Position einer Uhr innerhalb weniger Minuten um hunderte Kilometer gesprungen ist, ob der Batteriestand plötzlich ein ganz anderer ist oder ob die Verbindungen zu LBS-Towern variieren. Bei unserem Head of IT schlägt dann sofort Alarm.“
Eine Maßnahme, die in meinem Verständnis falsche Ortungen durch genannte Dubletten zwar nicht ausschließt, aber deren fehlerhafte Darstellung zeitnäher korrigiert. Unsere beiden Anio-5-Uhren schicke ich jedenfalls nun zurück und erhalte dafür Anio-6-Ersatz, auch wenn ich es nun besser wissen sollte. Fortsetzung folgt also möglicherweise bald! #ROFL
Was danach geschah:
Jan-Michael Wolff und sein Team gingen dem Vorfall weiter auf den Grund. Die Dublette wurde gefunden. Wie sie entstehen konnte? Irgendwas mit 2022 und Batches und fehlerhaften verbauten Chip-Sets, die zurück nach China ins Werk geschickt und dort refurbished und dabei neue IMEIs aufgespielt worden. Unsere Uhr habe am Ende gefehlt und wurde in ein Batch zurückgeführt, die fehlt und wurde nachproduziert und Wieder in Charge gebracht. Läuft wohl so: Die Fabrik kriegt IMEI-Listen, deren Software verbindet, dass eine Uhr zweimal hergestellt wird. Ihr blickt nicht durch? Keine Sorge, ich auch nicht.
Jedenfalls wurde die Dublette gekauft. Da wir unsere Uhr mit der IMEI registrierten, wurde die andere Anmeldung blockiert. Der oder die Besitzer*in konnte die andere Uhr also nie richtig nutzen. Entsprechend komisch, warum sich von dieser Seite aus nie darüber beschwert wurde. Was aber passiert, wenn wieder eine Duplette in Umlauf gerät und und gekauft wird, Herr Wolff?
Anders als in unserem Fall, in dem uns jemand sogar anschrieb, der oder die aber nicht mein Sohn war und, wie wir jetzt wissen, auch kein Roboter, soll der Kontakt der Uhr mit der elterlichen App mit Emojis und Chats und Positionsdaten erst freigegeben werden, wenn sie registriert wurde. Obwohl, again: Die Existenz von Dubletten sei eigentlich unmöglich, niemals dürften sie im Batch landen. But they did. Es findet offenbar nicht nur die Natur ihren Weg, sondern auch die künstliche (Nicht-)Intelligenz!
For now: Unsere Anio-6-Ersatzuhren erfüllen bisher – Stand Anfang November 2024 – ihren Zweck, werden aber weniger gebraucht, siehe etwa Thema „Schulverbot“. Ihre Akkus halten länger, das Netzteil und die Ladekontakte sind wieder andere als davor. Die Ortung ist teilweise ähnlich optimierungswürdig: Mal funktioniert sie okay, ein anderes Mal gar nicht. Neulich etwa pingte mich eine Uhr über die App in Dauerschleife an, mein Sohn hätte den von uns festgelegten Geofence-Bereich verlassen und Sekunden später wieder betreten – fast so, als ob er auf der Grenze stünde und von einem Bein aufs andere Hüpfen würde. In Wahrheit saßen wir erstens seit Stunden mit der Uhr daheim und zweitens damit auch keineswegs dort, wo die Uhr angeblich das letzte Mal geortet wurde – angeblich nämlich um 23:01 Uhr des Vorabends an einem Ort, den wir lediglich Stunden davor mit dem Bus passierten. Zu jener Zeit lagen die Kinder im Bett und die Uhren im Rucksack.
Beizeiten gehe ich vielleicht noch auf deren Verbesserungen im Vergleich zur Anio 5 ein, zum Beispiel Schutzcases, Wechselarmbänder oder mehr Schrittzählmöglichkeiten. Die Chatfunktion dauert ähnlich ewig. Und eines Tages fehlte an einer der Uhren plötzlich das Rückverdeck, es muss abgefallen sein bei einem leichten Fall oder ähnlichem – einen richtigen Sturz nämlich gab es nicht. Auch diese Uhr schickte ich zwangsläufig zur Reparatur zurück. Aus Kulanz (oder Reparaturunfähigkeit) wurde sie schließlich ersetzt. Würde sagen: Anio 6 at least besser als Anio 5. Aber inwiefern besser oder schlechter als andere Smartwatches, idk. Und wegen der wieder vorgekommenen Ortungs-Gagas, wenngleich ohne IMEI-Dublette, eigentlich leider auch nicht wirklich zu empfehlen. Schade.
+++ Habt Ihr Tipps, welche Smartwatches besser und zuverlässiger funktionieren und vielleicht, wenn schon nicht für uns, dann aber für andere mitlesende Elternteile und ihre Kinder eine Option sein könnten? Schreibt es gerne hier oder auf Instagram in die Kommentare! +++
(Dieser Post wurde erstmalig am 17. August 2024 veröffentlicht und wird seitdem unregelmäßig aktualisiert.)
Ein Gedanke zu ”Smartwatches für Kinder: Warum ich von Anio 5 nur abraten kann“