Das müssen Eltern bei der Einschulung wirklich beachten

Was tun gegen die Aufregung? Wie die Großeltern einbeziehen? Wie läuft das alles ab? Und was kommt gar nicht in die Tüte? Fünf Tipps für einen mindestens halbwegs gelungenen Start ins Schulleben.

Am Montag, den 28. August 2023, begann in Berlin das neue Schuljahr. Die Erstklässler*innen – im vergangenen Jahr waren es 38.000 – genießen noch eine kleine Schonfrist: Ihre Einschulungen finden in der Regel am folgenden Samstag statt, der erste „richtige“ Schultag am Montag darauf. Die Eltern sind dabei oft mindestens so nervös und aufgeregt wie die Kinder selbst: „Haben wir an alles gedacht? Und was kommt da eigentlich auf uns zu?“ Hier eine unvollständige, aber hoffentlich beruhigende Checkliste eines Vaters, dessen Kinder es immerhin bis in die dritte und vierte Klasse geschafft haben.

Mut zur Lücke

Gratulation: Mit Schulwahl, Anmeldung und ärztlicher Untersuchung haben Sie das Wichtigste bereits geschafft! Mit der Einschulung selbst verhält es sich in etwa wie mit dem Kinderzimmer zur Geburt des ersten Babys: Halb so wild, wenn etwas fehlt. In den ersten Tagen lernt die Klasse sich und das Schulgebäude kennen, schaut sich ein paar erste Buchstaben und Zahlen an und bespricht Orga und Regeln. Die Einkaufsliste folgt, sofern sie nicht schon vor den Ferien ausgegeben wurde, alles andere kommt nach und nach – und es fehlt eh immer wieder etwas. Blei-, Bunt- und Klebestifte, Radiergummis und Anspitzer kaufen Sie am besten gleich in so rohen Mengen wie Loriots Heinrich Lohse in „Pappa Ante Portas“ Senf auf Paletten. Dass Schulranzen heutzutage 300 Euro kosten, wäre einen eigenen, aufgebrachten Kommentar wert. Die Wahrheit ist: Robust, rückenfreundlich und halbwegs geräumig sollte das Teil schon sein – und dank Digitalisierung und der Abschaffung von Hausaufgaben, die wirklich zuhause erledigt werden sollen, hoffentlich bald überflüssig. Ja: Der vorige Satz entstammt dem Wunschdenken des Autors.

Der Tag wird spannend genug

Sie haben noch keinen Tisch im Restaurant im Schulkiez reserviert? Vergessen Sie’s, die sind seit Monaten ausgebucht. Aber kein Stress: Der Tag soll ja fürs Kind ein schöner werden. Es muss also nicht der gute Italiener sein, man kann die Pizza auch nach Hause bestellen oder im Park essen, sofern Oma und Opa sich noch auf die Wiese hocken können. Und statt einer professionellen und stressigen Familienfotosession reichen auch Smartphone-Schnappschüsse auf dem Schulhof.

Was kommt in die Schultüte?

Ob selbst gebastelte oder gekaufte Schultüte: An Inhalt sollte erlaubt sein, was Spaß macht. Warum nicht Süßigkeiten und Spielzeug statt Zirkel und Geodreieck? Zumal Eltern, die es sich leisten können oder wollen, ja noch so große Geschenke wie ein Fahrrad dazustellen (Da tut es übrigens auch ein gebrauchtes, das I-Dötzchen wächst dort eh schneller raus, als es das große Einmaleins kann). Ein Leselernbuch mit Bildern und Text in der Schultüte schadet indes gewiss auch nicht, um die Freude am Lernen anzufachen. In der Hoffnung, dass die auch lange anhält und Sprüche unserer eigenen Eltern und Großeltern wie „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens“ in der Tonne bleiben – oder mit „Spaß“ ersetzt werden.

Sie erfahren ab jetzt weniger

Die Kita-Zeit gleicht im Rückblick einem Kommunikationsluxus: Täglich konnten Mama oder Papa die Erziehenden fragen, wie sich die oder der Lütte so gemacht hat. In der Grundschule sehen sie das Lehrpersonal nach der Einschulung in der Regel erst zu Elternabenden und Einzelgesprächen wieder. Fragen wie „Wie war es heute?“ werden in den kommenden Jahren knapp mit einem leisen „gut“ oder gar nicht beantwortet. Tipp: Freunden Sie sich mit mindestens einem anderen Elternteil aus der Klasse an, um mögliche Informationsschnipsel abzugleichen und auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Klar, eine Mitgliedschaft in der Eltern-WhatsApp- oder -Signal-Chatgruppe kann da ebenfalls helfen – mitunter aber auch sehr stressen.

…und mehr, als Ihnen lieb ist

Der Mangel an tagesaktuellen Erzählungen wird ausgeglichen durch eine Flut an Elternbriefen in der Postmappe oder per Mail (die gerne on top in besagten Elterngruppen diskutiert werden): „Nächste Woche steht der Ausflug ins Technikmuseum an!“ „Sammeln Sie zum Herbstbasteln bitte Kastanien!“ „Wir freuen uns über Backspenden zum Kuchenverkauf!“ „Nehmen Sie gerne am Schulflohmarkt teil!“ „Wir laden Sie zum Keksessen und Weihnachtskartenbasteln ein!“ „Kontrollieren Sie die Haare Ihrer Kinder auf Läuse!“ Immer. Ist. Irgendwas. Wer es bisher noch nicht ahnte: Elternsein ist ein Vollzeitjob – auch neben der eigentlichen Arbeit.

Dieser Listicle erschien am 29. August 2023 im gedruckten „Tagesspiegel“ und einen Tag später auch online unter der Überschrift „Fünf Tipps zur Einschulung: Das müssen Eltern wirklich beachten“, Zugang mit „Tagesspiegel Plus“.

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