Was einen guten Vater ausmacht (weiß ich nicht)

Zeit für einen Perspektivwechsel: Viele Eltern scheitern gefühlt täglich an der Unvereinbarkeit der Erwartungen ihrer Arbeitgeber*innen, der Gesellschaft, ihrer Partner*innen und sich selbst. Werden Sie denn wenigstens ihren Kindern ausreichend gerecht, was auch immer das heißen mag? Für meine neue Kolumne bei LittleYears.de äußere ich so meine Zweifel.

white and black wall paint
Trauriger Emoji, in analog. (Photo by Jan Prokes on Pexels.com)

Ich fange an mit einer Art Eigenwerbung, die weiß Gott keine sein soll: In den Lesungen zu meinem Buch „Väter können das auch!“ erzähle ich oft davon, dass ich keine Ahnung habe, was einen guten Vater ausmache. Diese Frage könnten nur meine Kinder eines Tages beantworten und mir gewiss vieles vorwerfen – zum Beispiel, dass ich nicht genug Geld für ihre Zukunft, nicht mal meine eigene Rente angespart haben dürfte. Nicht vorwerfen könnten sie mir lediglich, dass ich nie dagewesen wäre. Seit 2017 arbeite ich in Teilzeit, bringe sie fast täglich zur Schule, hole sie ab, kümmere mich um Haushalt, Termine, Freizeitbespaßung und Co. ebenso wie meine Frau es tut. Damit war es lange Zeit für mich getan, „ich tue doch schon so viel“. Seit geraumer Zeit treibt mich die Frage danach, ob ich ein guter Vater bin, trotzdem wieder um.

Es gibt Dutzende Ratgeber in Büchern und im Internet sowie Coaches, die zu wissen glauben, was einen guten Vater ausmacht. Für einen Artikel auf menshealth.de/dad stellte auch Redaktionsleiter Marco Krahl diversen Männern diese Frage: „Was macht einen guten Vater aus?“ Ich nahm selbst daran teil und antwortete möchtegernschlau: „Ein Vater, der über seine Kinder und seine Rolle spricht. Solange Dinge noch nicht selbstverständlich sind, muss man darüber reden – im Büro, auf dem Spielplatz, im Netz, bei der Familienfeier. Damit auch die Letzten mitkriegen, dass es anders geht, gehen kann, muss und zukünftig wird.“ Nachvollziehbar fand ich fast alle Antworten der anderen Teilnehmenden, etwa die von Moderator Ralph Caspers, dass Humor und Gelassenheit ganz wichtig wären. What’s not to like.

Zum Nachdenken brachten mich aber unter anderem die Worte von Vätercoach, Seminarleiter und Buchautor Carsten Vonnoh. Für ihn ist der Aspekt des Vertrauens und der bedingungslosen Annahme aus seiner persönlichen und seiner Beratungserfahrung am wichtigsten, um eine gelingende Vater-Kind-Beziehung aufzubauen. Deshalb möchte er allen Vätern sagen: „Habt Vertrauen darin, dass eure Kinder so in Ordnung sind, wie sie sind. Dass ihr sie lieben könnt, gerade weil sie so sind, wie sie sind. Wir müssen nichts anderes aus ihnen machen oder sie permanent formen wollen. Sie lernen so viel von uns, ohne dass wir ständig davon reden und gleichzeitig haben sie schon so viel Potenzial in sich, dass wir durch unsere Vorstellungen möglichst wenig zerstören sollten. (…) Vertrauen heißt für mich auch, davon auszugehen, dass das Verhalten unserer Kinder Sinn ergibt, egal ob wir das jetzt gerade verstehen oder nicht. Zum Vertrauen gehört ebenfalls, dass wir Vertrauen in uns selbst haben, dass wir gut genug für unsere Kinder sind und gerade dadurch jeden Tag einen kleinen Schritt mit ihnen wachsen können.“

Das ist leichter gesagt als getan – obwohl es bei Vonnoh vergleichsweise einfach klingt. Habe ich Vertrauen in mich selbst? Jein. Ehrlicherweise glaube ich, dass Elternschaft dem Versuch gleichkommt, diesen Job nicht jeden Tag völlig zu verkacken. Man kann eh nichts richtig machen, dafür vielleicht nicht alles komplett falsch. Habe ich Vertrauen in meine Kinder? „Hell yes!“, würde ich gerne rufen.

Aber warum agiere ich dann immer wieder so alltagsgestresst und druckvermittelnd?

(…)

Folgt Marie und Isabel auch gerne auf Instagram. Und mir sowieso!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Zurück nach oben