Kiezväter (1): Fabian mit Mio

Was Väter durch den Kiez treibt. Heute, zum Auftakt: Fabian mit Mio. Also wir hier.

Eines der großspurigen Vorhaben zum Start dieses Blogs war es ja, andere Väter zu porträtieren. Natürlich haben die genauso wenig Zeit wie ich selbst, natürlich aber gehen die mindestens am Wochenende auch mal alleine mit ihrem Kind spazieren – die Gelegenheit, den ein oder anderen mal kurz zu fragen, wie es dazu kommt. Mit gutem Beispiel gehe ich nun voran und stelle mich hiermit steckbriefartig kurz vor, wie ich andere Väter vorstellen würde. Interview mit mir selbst, sozusagen. Der Rest ist selbsterklärend.

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Berlin-Kreuzberg, Kinderbauernhof im Görlitzer Park: Fabian, 32, Redakteur, mit Mio, fünf Monate, aus Neukölln. Hi!

Warum bist Du heute alleine mit Deinem Kind unterwegs?

Um andere Väter zu beobachten, anzusprechen und mir von ihnen für mein Blog ein bisschen was erzählen zu lassen! Na gut, in Wahrheit vor allem deshalb, weil Mio im Kinderwagen und im Tragetuch schläft – das ging anfangs lange nicht, dann plötzlich super, und langsam leider wieder schlechter – und damit meine Frau wenigstens mal eine bis zwei Stunden für sich hat. Die sie statt schlafen meistens dafür nutzt, mich anzuchatten und zu fragen, wie es uns geht.

Wovor hattest Du vor der Geburt am meisten Angst, was machte Dir Sorgen? Und seitdem?

Äh… (unter anderem)

Der bisher schönste sowie schlimmste Moment als Vater…

Schön (und mindestens immer spannend) ist jeder kleine Schritt: die erste Nacht auf der Welt, die erste Nacht zuhause, die erste volle Windel, die erste Kinderwagenausfahrt, neue Geräusche, neue Mimiken, jedes Gramm, besonders aber jedes Kilo mehr auf der Waage (von ihm, nicht von mir), angepinkelt werden, nachts länger als zwei Stunden am Stück schlafen, solche Sachen. Neben jedem „gesund!“ beim Arzt ist der wirklich schönste Moment aber gleichzeitig der für Außenstehende langweiligste, weil es auch die erwartbarste Antwort ist: wenn mein Kind mich anlacht, als ob es aus tiefstem Herzen kommen würde. Vielleicht kommt es das ja sogar! Bevor Mio lachen und uns gezielt angucken konnte, interessierte er sich mehr für den Heizstrahler und die Gardine im Schlafzimmer. Da war es immer schön, wenn er friedlich schlief – auch darüber werden wir uns wohl noch lange freuen. Und, ach, schlimmer Moment, ja. Vielleicht der, als er das erste Mal lange Zeit am Stück und wie am Spieß schrie und dabei seine erste Träne verdrückte. Und wir daneben und so hilflos wie er selbst.

Welchen guten Tipp hast Du aus der Vielzahl der Tipps mitgenommen, die man stets gutgemeint so bekommt?

Eine Freundin riet uns, wir sollten uns doch mal so eine Babywippe kaufen, bei ihrem Sohn hätte die Wunder bewirkt. Und siehe da: Er hält es noch woanders aus als an der Brust und auf dem Arm!

Was war der wohl schlechteste Tipp bisher?

Die Klassiker. Omas Bettnachbarin im Krankenhaus etwa: “ Lass’n schrein, das stärkt die Lungen!“ Andere zum gleichen Thema: „Der wird noch ganz verwöhnt.“ Und da dir selbst vor und nach der Geburt jede Hebamme was anderes erzählt, versuchten wir es nach spätestens ein paar Wochen damit, auf uns selbst und unser Baby zu hören. Und damit fahren wir seitdem doch ziemlich gut.

3 Gedanken zu „Kiezväter (1): Fabian mit Mio

  1. „Lass’n schrein, das stärkt die Lungen!“ ist übrigens eine Erfindung von Johanna Haarer, deren Erziehungsbestseller „Die Mutter und ihr erstes Kind“ bis in die 90er sehr erfolgreich war, in den ersten Auflagen ab 1934 allerdings noch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ hieß – weite Teile der Bundesrepublik sind auf Basis der Ratschläge einer überzeugten Nationalsozialistin erzogen worden, die wegen dieser Rolle sogar ihre Zulassung als Ärztin verlor. Ich muss selbst immer wieder damit kämpfen, dass uns diese Ratschläge als unumstößliche Wahrheiten angetragen werden.

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