Kiezväter (15): Alexander mit zwei Töchtern

Was Väter durch den Kiez treibt. Heute: Alexander mit Kindern unterwegs auf der re:publica 2015.

Das ist Alexander, der mit Frau und zwei Kindern auf der re:publica15 unterwegs war.
Das ist Alexander, der mit Frau und zwei Kindern auf der re:publica15 unterwegs war.

Das da oben ist Alexander. Alexander ist 30, selbständiger Softwareentwickler und auf der re:publica 2015 unterwegs. Der Kinderwagen vor ihm deutet es bereits an: Allein unterwegs ist er nicht. Mit dabei hat er seine zwei Töchter. Die große ist zwei Jahre und drei Monate alt und hat schon einen eigenen Twitter-Account, die kleine ist zehn Monate. Und wer sich nun fragt, wie Alexander es ohne Kinderbetreuung vor Ort trotzdem schafft, sich ein paar Sessions und Diskussionsrunden auf der Digitalkonferenz anzuschauen und nebenbei zu twittern, dem sei gesagt: Als wir ihn am „Toddler Coworking Space“ in der STATION am Gleisdreieck treffen, ist seine Frau nur ein paar Meter Luftlinie entfernt.

Auf die re:publica mit Kindern: Ob das eine so gute Idee war, Alexander?

Alexander: Wir sind zu viert hier. Meine Frau und ich wechseln uns immer ab mit der Kinderbetreuung, damit der jeweils andere Vorträge hören kann. Ich war vor zwei Jahren hier, da gab es diese Spielinsel noch nicht. Noch schöner wäre aber eine richtige Betreuung, zu der man sein Kind für ein oder zwei Stunden hingeben kann. Den Kindern macht es hier trotzdem Spaß. Beim Vortrag von Alexander Gerst zum Beispiel durften Kinder in der ersten Reihe Platz nehmen, und die Große war danach noch bei einer Fotosession mit ihm. Das fand sie so aufregend, dass sie mir abends beim Schlafengehen noch von dem Astronauten im Weltall erzählt hat.

Ihr wohnt in Berlin?

Wir sind im September 2014 aus München hergezogen. Dort hatten wir eine größere Wohnung gesucht, als sich unsere zweite Tochter ankündigte. Die Suche blieb erfolglos, also sahen wir uns in Berlin um. Schließlich wurden wir in Lichtenberg fündig. Für mich als Freiberufler ist es egal, wo in Deutschland ich wohne. Berlin bietet mir aber guten Anschluss an mein berufliches Umfeld.

Seit Ihr mit Kindern hier gut angekommen, Stichwort Kita-Platz und so weiter? Oder vermisst Ihr schon jetzt München?

Im Moment, bis unsere Jüngste ein Jahr wird, ist meine Frau noch komplett zuhause. Mit Kita-Plätzen haben wir schon Probleme gehabt, weil die kurioserweise meist erst zum August eines Jahres vergeben werden. In anderen Monaten ist es scheinbar nicht möglich, einen Platz zu kriegen. Das schränkt uns auch beruflich ein. Erst ab kommendem August haben wir nun Plätze gefunden.

Für beide Kinder gleichzeitig?

Ja. Für den Jahrgang unserer größeren Tochter sind die Kitas, in denen wir uns beworben haben, recht unterbesetzt. Die jüngere ist durch die Hintertür mit reingekommen, dass Geschwisterkinder bei der Auswahl bevorzugt werden.

In München hattet Ihr also noch keinen Platz?

Für die Große hatten wir in München nur Absagen von den Kitas bekommen. Vom Gefühl her scheint die Situation in Berlin besser zu sein als in München.

Wie hast Du Deine Elternzeit nehmen können? Als Freiberufler ist das ja nicht ganz so einfach.

Das ist sogar extrem einfach. Ich nehme einfach für zwei Monate keine Projekte an, das ist dann meine Elternzeit. Das Elterngeld selber kommt vom Land und ist unabhängig davon, bei wem man arbeitet. Bis auf den Papierberg, den man gerade als Freiberufler ausfüllen muss, ist es relativ unkompliziert, sich zwei Monate selbst rauszunehmen.

Wünscht Du Dir hier auf der re:publica mehr Veranstaltungen für Eltern, zum Beispiel solche, die mir das digitale Leben meiner Kinder erläutern? Für die Kids und Teenager selbst gibt es ja nächstes Jahr erstmals die TINCON.

Das wurde ja schon thematisiert. Nicht in einer kompletten Subkonferenz, aber hier und da. Ich glaube nicht, dass es prominenter vertreten sein müsste. Vor zwei Jahren, auf der re:publica13, hatte ich ebenfalls ein paar Vorträge zum Themenfeld „Familie und Internet“ gehört.

Für Eltern wie Dich, die sich eine Kinderbetreuung wünschen, haben die Bloggerinnen Susanne Mierau und Anne-Luise Kitzerow dieses Jahr die „Blogfamilia“ gegründet.

Davon höre ich jetzt zum ersten Mal.

Du bist für Berliner Verhältnisse mit 30 Jahren ein relativ junger Vater…

… In meinem Freundeskreis war ich auch außerhalb Berlins der erste, der Nachwuchs bekommen hat.

Welche Probleme hast Du vor der Geburt Eurer ersten Tochter gesehen, und bewahrheiteten sich diese Sorgen?

Für eine Aktion erkläre ich mich nachträglich für verrückt: Während meine Frau erstmals schwanger war, habe ich mich selbstständig gemacht. Bei vielen Vätern ist es umgekehrt – wenn das Kind kommt, wollen sie Sicherheit haben. Mich hatte diese Sicherheit aber beruflich eingeschränkt, ich wollte mich selbstverwirklichen. In Kombination mit einem da kommenden Kind ist das natürlich waghalsig. Das war am Ende aber gar kein Problem und hat besser funktioniert als ich erwartet hatte.

Und heute?

Die Sorgen, die ich aktuell habe, sind andere: Ich bin zurzeit der einzige Verdiener in der Familie. Wenn mir was zustößt oder ich krank werde, kommt kein Geld rein. Ich stehe unter enormem Druck.

Selbst bei regelmäßigem Einkommen bleibt nicht viel übrig, um was auf die Seite zu legen. Alte Freunde von mir besaßen teilweise schon mit Ende 20 eine Doppelhaushälfte und ein Auto. Vermutlich über Kredite.

Nach der Doppelhaushälfte haben wir schon gesucht. Wir hätten gerne in der Stadt etwas. In München haben wir sowieso nichts gefunden, die Preise dort gehen wirklich durch die Decke. In Berlin kippt das auch so langsam. Bei den Neubauprojekten, die wir uns angesehen haben und preislich noch im erschwinglichen Rahmen finden, bekommen wir den Zuschlag nicht.

Über welche Dimensionen reden wir hier?

Als Familie mit Kindern braucht man ein Haus mit mindestens vier oder fünf Zimmern. Das alleine wird schon schwierig, die Häuser werden offenbar kleiner gebaut und sind teilweise wirklich winzig. Ob kinderlose Paare sich ein Haus kaufen? Alles Großzügigere wird gleich als Luxusanwesen beworben. Das brauchen wir wiederum auch nicht. Mein Eindruck ist, dass es jenseits der 600.000 Euro erst anfängt, interessant und bewohnbar zu werden.

Ihr habt zwei Kinder, ich erst eines. Sag‘ mal: Wird beim zweiten Kind wirklich alles einfacher oder durchläuft man den gleichen Stress nochmal?

Unsere Kinder kamen ziemlich schnell hintereinander, das ist schon eine Mehrbelastung. Wahrscheinlich müsstest Du da aber eher mit meiner Frau reden. Wegen eines Projekts war ich bis zuletzt viel unterwegs, die Mehrarbeit lastete entsprechend sehr stark auf ihr. Als die Kleine geboren wurde, hat meine Frau deshalb bei ihren Eltern gewohnt und so Unterstützung bekommen, während ich arbeitete.

Und jetzt?

Mein letztes Projekt habe ich Ende des Monats abgegeben, jetzt beginnt meine Elternzeit, über die wir eben sprachen. In diesen zwei Monaten werden wir auch Urlaub machen, ich als Freiberufler habe dazu sonst nie Gelegenheit, zahlt ja keiner. Gegen Ende der Elternzeit werde ich mich um ein neues Projekt kümmern und hoffe, dass ich was in Berlin finde und im Co-Working-Space sowie von zuhause aus arbeiten könnte. Damit darf ich aber nicht rechnen.

Hast Du vor oder nach der Geburt Deiner Kinder bestimmte Apps benutzt, die Dich zum Beispiel aufs Vatersein vorbereiten oder informieren?

Ich habe so’ne App geheiratet, glaube ich! Meine Frau hat mir jede Woche erklärt, wie groß das Kind gerade ist. Sie hatte drei Bücher parallel, in denen all das erklärt ist, und hat es mir gezeigt. So brauchte ich keine App dafür.

Du hast auch sonst keine Babylektüre studiert?

Nee, das macht alles meine Frau. Klingt jetzt so, als würde ich mich gar nicht um die Erziehung kümmern! Sie hat sich eben sehr schnell sehr stark reingelesen, davon habe ich profitiert. Aber quergelesen habe ich auch!

Und Apps für Kinder?

Ich habe eine App mit einem interaktiven Wimmelbuch, in der die Kinder einzelne Figuren antippen können. Wunder-Wimmelbuch heißt das, wir haben die Version mit der Feuerwehr und der Polizei. Flughafen, Bauernhof und so weiter gibt es auch. Funktioniert nicht nur auf dem iPad, sondern auch auf dem iPhone.

Unser Sohn – er ist 19 Monate – macht am liebsten Selfies und schaut sich Videos von sich selbst an. Die Tastensperre kriegt er auch bald raus.

In dem Alter hatten wir eine App namens „Schlaf gut“. Man sieht einen Bauernhof und muss verschiedene Fenster antippen, hinter denen noch Licht brennt. Man knipst es aus, das Tier legt sich schlafen, und wenn alle Tiere schlafen, fällt dem Sprecher auf, dass nur noch das Kind wach ist, das da eben gerade mit dieser App spielt.

2 Gedanken zu „Kiezväter (15): Alexander mit zwei Töchtern

  1. Ooh, die letztgenannte App klingt gut! Das Kind ist zwar erst 5 Monate alt, aber vielleicht gibt’s die ja auch noch in gut einem Jahr.. 😉

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