Kiezväter (6): Lothar mit Josef

Was Väter durch den Kiez treibt. Heute: Lothar mit Josef im Britzer Garten zwischen Neukölln und Mariendorf.

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Einer im Bild ist 35-mal so alt wie der andere: Lothar mit Sohn Josef im Britzer Garten.

Das da oben ist Lothar, 35 und aus Mariendorf. Auf seinem Arm: Sohn Josef, der am Tag dieses Fotos im Britzer Garten seinen ersten Geburtstag feierte. Der Einladung folgten rund ein halbes Dutzend weiterer Babys beziehungsweise Kleinkinder mit ihren Eltern, Müttern oder Vätern. Darunter auch Kid A und ich, Lothar arbeitet nämlich als Redakteur beim „Metal Hammer“ und somit beim gleichen Verlag wie ich, wir sind also Kollegen. Was Lothar und ich außerdem neuerdings gemeinsam haben: Elternzeit. Die von Lothar begann an jenem ersten Geburtstag seines Sohnes.

Vor Beginn Deiner Elternzeit, wie sah dort Dein Tagesablauf als in Vollzeit arbeitender Vater aus?

Kommt drauf an. Wenn Mutter und Kind Sport machen (Lauf-Mama-Lauf und Kanga), ging ich auch zum Sport (funktionelles Training). Die beiden gegen neun oder halb zehn, ich bin dann um halb acht aus dem Haus. Wenn auf der Arbeit alles nach Plan läuft, bin ich gegen sieben wieder daheim. Dann haben wir noch rund zwei Stunden zusammen. Abendessen, füttern, spielen. So gegen 20:15 Uhr beginnt die abendliche ins Bett-Bring-Routine. Wenn kein Sport ansteht, bleibe ich morgens bis neun daheim, Josi ist meist seit halb 8 wach. Auch dort dann Routinen wie Morgenwäsche, anziehen und so weiter.

Wie geht denn die Abendroutine?

Wickeln oder frisch machen, Schlafanzug anziehen, Zähne putzen, Vitamintablette geben, der Mama „Gute Nacht“ sagen, dann ins Bett legen, Händchen halten, zuerst ein bisschen was vom Tag erzählen, dann „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ singen beziehungsweise summen.

Süß! Heute beginnt Deine Elternzeit. Warum gerade jetzt und warum nicht länger oder kürzer als die zwei Monate, die es nun werden?

Das hat vor allem bürokratische Gründe. Wir wollen die zwei Einheiten Elterngeld abgreifen. Außerdem dachten wir, dass meine Frau Simone langsam wieder zu arbeiten anfängt und Josi in die Kita kommt. Zwischendurch haben wir es uns anders überlegt. Na gut, jetzt ist es so.

Und Kita?

Mal schauen, was sich bei meiner Frau wegen Job ergibt. Ansonsten kann es auch erstmal eine Tagesmutter werden. Da sind wir flexibel und kennen da schon wen.

Vielleicht ein naiver Glaube: In Britz, Mariendorf und Umgebung, also im Süden Berlins, müsste es doch leichter sein, freie Kita-Plätze zu finden als in Kreuzberg, Prenzlauer Berg und Co., oder?

Den Eindruck habe ich tatsächlich auch. Wir haben bisher nur in einer evangelischen Kita in der Rixdorfer Straße gefragt und uns vormerken lassen, und das hätte jetzt im August geklappt.

Was waren vor der Geburt Deine größten Sorgen und Deine größte Vorfreude?

Sorgen, hmm…

Kann auch was ganz Egoistisches sein. So wie bei mir. Ich dachte, ich kriege zu wenig Schlaf und kann nie mehr ausgehen. Was teilweise übrigens stimmt, aber natürlich keine große Sorge mehr ist.

Nee. Ich hatte angefangen einigermaßen viel Sport zu machen, das wollte ich schon gerne beibehalten. Ist nicht ganz geglückt. Aber gut. Ich hatte hin und wieder vor der Geburt den Angsttraum, dass Simone im Krankenhaus ist und plötzlich der Arzt kommt und sagt, ich müsse mich nun zwischen Frau und Kind entscheiden.

Zuviele Filme geguckt! Oder „Emergency Room“. Was Du vielleicht konkreter weißt: Was war Dein letzter Moment großer Freude, und wann war es richtig scheiße? Also als Vater?

(überlegt) Eigentlich gibt es ganz viele schöne Momente, da sticht keiner direkt heraus. Josi lacht auch ganz oft, besonders wenn man ihn kitzelt und mit ihm herumalbert, das ist immer super. Oder wenn er was Neues zustande bringt. Seit ein paar Wochen klettert er auf die Couch, zieht das linke Bein hoch und den Rest dann nach. Runter kommt er mittlerweile auch. Wenn man das zum ersten Mal sieht, ist das auch ganz toll, da applaudieren wir ihm dann!

Und geflucht? Wegen Schlafraub oder ähnliche Nervigem?

Ja. Eigentlich schläft er super, aber manchmal in der Nacht wacht er auf und will was trinken. Dann kommt er nochmal an die Brust. Normalerweise schafft er es immer, dann gleich weiterzuschlafen. Aber vor zwei Nächten hat er danach mich und ihn selbst über eine Stunde wachgehalten, weil er dann noch rumgewerkelt hat. Das ist in dem Moment natürlich nervig. Oder wenn man ihn füttert und es ist eher schleimiges, barziges Essen. Wir lassen ihn mittlerweile nach dem zweiten Löffel selber im Essen rumfuhrwerken, und das Essen wird dann gerne mal im Raum verteilt. Hm!

Dafür ist er eben noch ein Baby! Wie ist bei Euch die Rollenverteilung? Ist klassischerweise Simone die von Euch, die liest und sich Infos besorgt und Du nutznießt? Oder liest Du selber auch über Kindererziehung und wenn ja wo?

Nee, das ist tatsächlich klassisch so, dass Simone die ist, die sich viele Bücher geholt hat und liest. Im Vorfeld habe ich mir auch ein paar Bücher geholt, aber nicht geschafft alle zu lesen.

Fällt Dir eines ein davon?

So ein Blaues. Wie heißt denn das nochmal? Irgendwas mit Vatersein, so eine ganz stumpfe Anleitung. Das war einigermaßen okay. Das andere ist glaube ich auch so eine Art Standardwerk über die Entwicklung der ersten vier Jahre.

Aber wenn Fragen und Probleme auftreten, wird doch sicher auch erstmal gegooglet?

Natürlich! Und in irgendwelche Bücher geschaut, die man hat.

Und Josis Ziele fürs nächste Jahr? Festere Nahrung, sprechen, laufen – das Übliche also?

Joa, das Übliche. Wir warten derzeit nur darauf, dass er checkt, dass er stehen kann. Es gibt schon so ein paar Momente, wo er da ein paar Sekunden steht und sich mit seinen Händen beschäftigt. Er merkt das dann selber gar nicht. Bald sollte er also willentlich versuchen zu stehen.

Und sein Geschwisterlichen ist schon in Theorie vorhanden?

Achso! Gute Frage. Wenn wir im Lotto gewinnen, sagt Simone, dann ja. Ansonsten müssen wir..

.. muss er halt schnell Geld verdienen!

Genau! Also, abgeneigt sind wir nicht… (Rest der Antwort geht in Kindergebrüll unter)

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